• Sonja Westphal

    Sonja Westphal

    Gründerin Sustify GmbH

    BildungDigitalisierung
    Unsere gesellschaftliche Verantwortung hört nicht an Deutschlands Grenzen auf!

Ihr eLearning Programm wird das Lieferkettenmanagement revolutionieren.


Sonja Westphal

 

Person

Gründerin Sustify GmbH

Jahrgang: 1970 | Geschäftssitz: Berlin

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Sonja Westphal hat neben einem Master in Marketing/Kommunikation auch einen Master in Umweltmanagement absolviert und hat als Kommunikations- und Nachhaltigkeitsberaterin vor Ort in Fabriken in China, Indien, Bangladesch, Pakistan und Kambodscha Herausforderungen und Chancen des globalen Outsourcings ganz konkret erfahren. Als Gründerin von Sustify hat sie zur Erhöhung von Compliance mit Sozial- und Umweltstandards eine Trainingssoftware für ArbeiterInnen in der Lieferkette entwickelt. Sie ist außerdem zertifizierte Auditorin für den Sozialstandard SA8000.

 

THEMEN

Lieferketten | Responsible Sourcing | Capacity Building | Digitale Nachhaltigkeitsbildung in Asien | Compliance | Interkulturalität

 

Einsatzgebiete

Gast bei Diskussionsrunden | Speakerin | Interviews

 

#Lieferkettenmanagement #CapacityBuilding #TrainingprogrammeInAsien #SocialCompliance #Digitalität

Sonja Westphal – Futurewoman

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich habe ein eLearning-Programm entwickelt, speziell für Arbeiter*innen in Asien zur Erhöhung von Compliance mit Sozial- und Umweltstandards. Ganz wichtig ist dabei der inklusive Ansatz, denn auch Analphabet*innen können teilnehmen. Das hat nichts mit unserer deutschen Vorstellung von eLearning zu tun, alles ist sehr konkret, mit Bildern und Illustrationen und direkten Interaktionen auf dem Bildschirm (gamified Microlearning).

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Ich war Logopädin, Interkulturelle Trainerin, Marketingchefin und immer wenn die Zeit reif war, habe ich wieder neu angefangen. In meinem Lebenslauf einen roten Faden zu erkennen ist gar nicht so leicht, es ist eher wie ein Mosaik, von Nahem etwas durcheinander, aus der Ferne ergibt sich ein Bild. Ich habe für mich immer den erfüllendsten, nie den einfachsten Weg gewählt.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Mit 16 Jahren habe ich mit dem Skifahren aufgehört, weil ich nicht zuschauen konnte, wie der Bergwald abgeholzt wurde und Fröschen habe ich auch schon über die Straße geholfen, aber wirklich verstanden habe ich das Thema erst nach meinem Masterstudium in Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement. Dann habe ich nicht nur im Privaten umgedacht, sondern wollte auch meine gesamte Arbeitszeit einer Aufgabe mit Purpose widmen.

Das Lieferkettengesetz hat m.E. einen großen Einfluss auf deutsche Unternehmen, vor allem erreicht diese Thematik nun auch den Einkauf. Transparenz in der Lieferkette, CO₂ Einsparung, und Kreislaufwirtschaft sind wichtige Themen. Außerdem wächst die Kritik an einem reinen Auditierungsansatz bei den Lieferanten im Ausland.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Fabrikbesitzer und Management ermöglichen Arbeiter*innen Training im Bereich Sozial- und Umweltstandards nur auf Druck der Kund*innen. Erst einmal kostet Empowerment von Arbeiter*nnen und nachhaltigere Ansätze Geld, und nachhaltiges und wertebasiertes Wirtschaften zu vermitteln ist nicht immer einfach. Letztlich ist dies auch eine Art Change Management, mit den ersten Schritten zu beginnen, und dann vielleicht erst im Nachhinein den Beitrag zu unternehmerischem Erfolg anzuerkennen.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Indem wir Produktionsbedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern, und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern bei den Menschen selbst. Bildung ist eine Grundvoraussetzung für Veränderung und das betrifft nicht nur das Fabrikmanagement, sondern vor allem die Menschen, die die Produkte herstellen, nämlich die Arbeiter*innen.

Was war der Auslöser für die Gründung?

Ein Unternehmen zu gründen, war nicht mein Plan. Ich habe mich nur gewundert, warum es keinerlei eLearning Ansätze für Nachhaltigkeitsbildung für Fabriken, speziell für eine bildungsferne Zielgruppe gibt, und schon gar nicht für einen außereuropäischen Kulturkreis. Nachdem ich genug recherchiert habe, war die einzige Konsequenz, dass ich das selbst machen muss!

Was waren die größten Hürden und wie hast Du diese gemeistert?

Am Anfang habe ich lange nach einem CTO gesucht und ständig irgendwelche Männer (Frauen in IT, wo seid Ihr?) in Cafés getroffen und dann festgestellt, dass das noch schwieriger ist, als einen Ehemann zu finden. Es war ein Prozess, anzuerkennen, dass ich alleine gründen werde. Es war ein langer Weg zu einem funktionierendem Softwareprodukt und natürlich lag und liegt in einem solchen Ansatz auch ein Risiko, aber jede Unternehmerin muss lernen, mit Risiken umzugehen.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Betrachtet es wie ein Konto, für nachhaltige Aktionen gibt es Pluspunkte und für nicht-nachhaltige Minuspunkte. Denn wir leben in einer nicht-nachhaltigen Welt, nichts ist schwarz-weiß, und es geht nicht darum, auf ALLES zu verzichten, sondern um ein „mehr“ oder „weniger“. Wenn Du auf Reisen nicht verzichten kannst, dann lebe vegan. Wenn Du auf Fleisch nicht verzichten kannst, dann reduziere und kaufe Bio. Und für die ganz Radikalen: Aggression erzeugt Aggression und macht die Welt nicht besser.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Eine Kombination aus Verzicht und Belohnung. Ich kaufe 100% Bio, Nahrungsmittel, Kosmetik, Putzmittel, bin in einer SOLAWI, fliege nicht innerhalb Deutschlands und reise nur, wenn es wirklich nötig, oder ein absoluter Wunsch ist. Wenn ein regionaler Winter mit Sellerie und roten Beeten aber mal hart wird, dann gönne ich mir auch mal ein Stück Papaya. Ich kaufe schlichtweg weniger, 1 Euro entspricht 1 kg Ressourcen.

Was treibt Dich an?

Persönliche, geschäftliche, gesellschaftliche Weiterentwicklung. Gemeinsam kreieren und wachsen. In Verbindung mit etwas Höherem, das mehr ist als Materialität.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

Die UN hat beschlossen, dass externe Kosten in Zukunft internalisiert werden. Je umweltfreundlicher ein Produkt, umso günstiger, je umweltschädlicher, desto teurer.

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability