• Sophie von Lilienfeld-Toal

    Sophie von Lilienfeld-Toal

    Gründerin GfaW

    KosmetikWirtschaft
    Mein Herz schlägt für all die mutigen Pioniere, die den Weg der nachhaltigen Wirtschaft gehen, obwohl es mühsam ist. Pioniere machen eine andere Wirtschaft und gestalten eine andere Welt.

Sie will uns den Siegel-Dschungel ersparen


Sophie von Lilienfeld-Toal

 

Person

Geschäftsführende Gesellschafterin GfaW Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik

Jahrgang: 1974 | Geschäftssitz: Göttingen

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  • 1974 geboren
  • 1994 Abi an der Waldorfschule Frankfurt
  • 1994 – 1995 FSJ in Kanada
  • 1995 - 1996 Biologiestudium
  • 1996 – 1998 Ausbildung zur Landwirtin
  • 1998 – 2006 Studium der ökologischen Agrarwissenschaften, Abschluß: Diplom
  • 2007 – 2008 Fachreferentin bei GfRS Bio-Kontrollstelle
  • 2008 – 2018 Freiberufliche Auditorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in diversen Instituten
  • Seit 2010 Gründerin und Geschäftsführerin der GfaW
  • Geschieden, 2 erwachsene Kinder, kein Haus mehr, ein Auto im Car-Sharing, kein Boot.

 

THEMEN

Zertifizierungen und Nachhaltigkeitsberichterstattungen | Nachhaltigkeitsmanagement | Naturkosmetikzertifizierungen | Naturproduktezertifizierungen

 

Einsatzgebiete

Speakerin | Diskussionsrunden | Workshop-Begleitung

 

#Zertifizierung #N-Management  #Naturkosmetik #Naturprodukte

Naturkosmetikcamp
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Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik
CSE Siegel
Naturkosmetikcamp
Naturkosmetikcamp
 

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich bin Geschäftsführerin der GfaW Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik. Wir bieten Zertifizierungssysteme für umweltfreundliche Produkte (NCS Natural Cosmetics Standard und NCP Nature Care Product) und nachhaltige Unternehmen (CSE Certified Sustainable Economics) an. Als Standardinhaberin ist es meine Aufgabe, die Kriterien der Standards zu aktualisieren, damit das hohe Niveau, das unsere Label vermitteln, beibehalten werden kann. Für den Bereich CSE schule ich Unternehmen in der Vorbereitung auf die Zertifizierung und unterstütze sie dabei ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem inklusive der ISO 14001:2015 einzurichten. Für den Bereich NCS und NCP pflege ich die Positivlisten und überprüfe, ob die Kriterien noch ausreichen, um unseren Anspruch auf umweltfreundliche Produkte gerecht zu werden.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Zuhören, recherchieren, nachdenken, Lösungen finden und machen.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Seit ich denken kann, ist es mir ein Anliegen im Einklang mit den Mitgeschöpfen dieser Erde zu leben.

Erst war es Umweltschutz allgemein – also kein Gift in die Umwelt bringen, dann zunehmend CO2-Ausstoß und nun seit Corona noch zusätzlich die Resilienz = Keine kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern langfristige ausgelegte Strategien. Lieferkettengesetz ist für uns entspannt, da liegen wir mit unseren Ansprüchen weit drüber. Abkehr vom Wachstumsparadigma bleibt eine Herausforderung, da wir nicht in einer Glasglocke leben. Eigentum – also das Purpose-Thema: die Rechtsform für Unternehmen in wert- und nicht gewinnorientierter Hand bleibt uns eine Weile erhalten. Das Finanzwesen nachhaltig ausrichten ist angesichts des geringen Angebots an nachhaltigen Versicherern noch dünn, aber am Wachsen. Zumindest eine nachhaltige betriebliche Altersvorsorge ist möglich.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Mit CSE bieten wir die strengste umfassende Nachhaltigkeitszertifizierung an. Da diese Zertifizierung sehr anspruchsvoll ist, machen sich wenig Unternehmen auf den Weg des Zertifizierungsprozesses. Wir haben darauf mit der Entwicklung eines Tools reagiert. Mit diesem Tool (STAR Sustainability for Assessement and Reporting) ermöglichen wir Unternehmen einen leichten Einstieg in den Zertifizierungsprozess. Das Tool ist neben dem Leitfaden für nachhaltiges Wirtschaften auch eine Anleitung zum Einführen eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems inkl. ISO 14001:2015. Es kann somit auch von Unternehmen genutzt werden, die erstmal keine Zertifizierung anstreben. Gleichzeitig ist das Tool das Instrument der jährlichen Prüfung und macht das Audit kürzer, effizienter und damit kostengünstiger.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Unsere Siegel markieren umweltfreundliche Produkte und Produkte, die aus einem streng nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen stammen. Verbraucher brauchen diese Markierung, um überhaupt eine nachhaltige Kaufentscheidung treffen zu können. Und das ist die Voraussetzung einer Änderung im Wirtschaften.

Was war der Auslöser für die Gründung?

Der Bedarf der Unternehmen. Ich war als Auditorin tätig und habe immer wieder mitbekommen, wie Unternehmen sich eine objektive Bewertung ihrer Leistungen wünschen, die über reine Produktzertifizierungen hinaus gehen. Unternehmen haben die Möglichkeit der Zertifizierung von Firmenstandards auf den Grundsätzen der Zertifizierungsstelle EcoControl genutzt. Sie wünschten sich aber einen einheitlichen Standard und eine Stelle, die diesen Standard pflegt. Das habe ich als Anlass genommen. In Workshops habe ich mit den Pilotunternehmen den Nachhaltigkeitsstandard entwickelt. Im Zuge dessen habe ich die GfaW 2012 gegründet.

Was waren die größten Hürden und wie hast Du diese gemeistert?

Es gab viele Hürden, die Frage der Finanzierung, die Frage der Ressourcen, immer wieder Entscheidungsfragen in welche Richtung das Unternehmen weiterwachsen soll. Viel habe ich durch Ausprobieren herausgefunden und viel durch Beschränkungen auf das Wesentliche.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Nachhaltigkeit unbedingt als strategische Grundlage einbauen!

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Privat: Greenpeace Strom und Gas; kein Fliegen; Auto nur in Ausnahmefällen als Car-Sharing; die Produkte unserer Kunden nutzen; Second-Hand Anziehsachen oder Öko-Klamotten einkaufen; Bio-Lebensmittel überwiegend auf dem Markt kaufen; soviel wie möglich im eigenen Garten anbauen. 

Arbeit: Die GfaW ist CSE zertifiziert, hier werden dann alle Kriterien eingehalten. Siehe Standard – dort ist alles aufgelistet, was wir im Arbeitsalltag umsetzen.

Was treibt Dich an?

Ich möchte den mutigen Pionieren der Nachhaltigkeit eine Stimme geben. Diese Stimme oder das Erkennungszeichen ist für mich die wesentliche Bedingung, dass unser Wirtschaftssystem sich ändern wird.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

„5000 Grenze geknackt – Mit „Future Factory“ hat sich das 5001. Unternehmen CSE zertifizieren lassen.“

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability