Gründerin und Geschäftsführerin ForTomorrow gGmbH
Gründerin und Geschäftsführerin ForTomorrow gGmbH
Jahrgang: 1984 | Geschäftssitz: Berlin
Ruth, Diplom Physikerin, arbeitete erst im Bereich erneuerbare Energien und Emissionshandel bei Statkraft und dann im Markt der freiwilligen CO₂-Kompensation bei atmosfair. Was fehlte, war die Möglichkeit mit Klimaschutzmaßnahmen in Europa zu kompensieren. Darum gründete sie die gemeinnützige GmbH ForTomorrow Ende 2019.
Klimawandel: Grundlagen, aktuelle Situation, Lösungen | Aufbau und Gründung eines social Startup | Lean Startup Themen | Aufbau eines digitalen B2C Produkts
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Ich habe die gemeinnützige GmbH ForTomorrow gegründet, die jeder und jedem dabei hilft, ein klimaneutrales Leben zu führen. Der erste Schritt ist sehr einfach, man entscheidet sich für ein Klima-Abo und gleicht erst mal den durchschnittlichen CO₂-Ausstoß aus. Der Ausgleich funktioniert über zwei Maßnahmen:
Einerseits pflanzen wir Bäume in Deutschland, die das ausgestoßene CO₂ wieder aus der Luft holen, anderseits kaufen wir den großen Emittenten in Europa (z. B. Kohlekraftwerke) Emissionsrechte weg. Hierdurch werden sie gezwungen, entsprechend weniger CO₂ auszustoßen.
Als nächsten Schritt geben wir Tipps, wie man den persönlichen CO₂ Fußabdruck weiter reduzieren kann. Wir wollen Menschen einen Weg zeigen, wie sie bis 2040 ohne Kompensation klimaneutral leben können.
Wenn es den Klimawandel nicht gäbe, hätte ich nach meinem Physikstudium in der theoretischen Teilchenphysik einen Doktor gemacht. Stattdessen fing ich ein Trainee-Programm bei dem damals größten europäischen Produzenten erneuerbarer Energie an. Erst in der Kraftwerkseinsatzplanung, dort plant man, wie z. B. ein Pumpspeicherkraftwerk laufen soll. Dann in der Strommarktanalyse in Entwicklungsländern, um festzustellen, ob sich z. B. der Bau eines neuen Wasserkraftwerks lohnt. Und schließlich im europäischen CO₂ Zertifikate-Handel.
Doch all das war profitorientiert. Um noch einen Schritt weiter zu gehen, bin ich zur gemeinnützigen Klimaschutzorganisation atmosfair gewechselt. Allerdings fehlte dort die Möglichkeit, mit Klimaschutzmaßnahmen in Europa zu kompensieren. Darum gründete ich Ende 2019 ForTomorrow.
Meine frühste Erinnerung zum Thema Klimawandel war eine Diskussion darüber im sechsten Schuljahr. Es war Winter und als ich nach Hause kam, rief ich zu meinem Vater, dass wir sofort die Heizung ausstellen müssen. Meine kindliche Logik sagte mir, wenn wir mit dem Heizen unsere Erde kaputtmachen, müssen wir umgehend damit aufhören. Mein Vater war auch schon drauf und dran, in den Keller zu gehen und die gesamte Heizung auszustellen, bis ich ihm den Grund genannt habe.
Den Menschen wird bewusst, dass ihr Handeln zum Klimawandel beiträgt und sie wollen Verantwortung übernehmen. Viele starten damit Flugreisen zu kompensieren, kein Fleisch oder keine Milchprodukte mehr zu essen und bewusster zu konsumieren. Und immer mehr Menschen setzen auch schwierigere Verhaltensänderungen um, das eigene Auto verkaufen oder längere Flugstrecken durch Bahnfahrten ersetzen. Es gibt sogar Menschen, die ihr komplettes bisheriges Leben kompensieren möchten, um den „Dreck“, den sie gemacht haben, wieder aufzuräumen. Hier geht der Trend dahin, es als Abenteuer zu sehen und sich an der Herausforderung zu freuen.
Schwierig wird es immer da, wo es noch keine klimafreundliche Alternative gibt, z. B. weit entfernte Ziele zu erreichen oder Produkte wie der Laptop. Außerdem gibt es Bereiche, auf die man keinen direkten Einfluss hat, z. B. den Brennstoff der Zentralheizung in der Mietwohnung. Diese Punkte lassen sich im Moment nur über die Kompensation des CO₂-Ausstoßes lösen. Da der Wirkung von Kompensationsmaßnahmen teils zurecht misstraut wird, bieten wir Kompensationsmaßnahmen mit direktem Effekt in Europa.
Schwierig ist auch die Balance zwischen dem eigenen Glück und dem, was richtig wäre. Das lösen wir, indem wir den Einstieg so einfach wie möglich machen. Erst mal den eigenen CO₂-Ausstoß kompensieren und dann Schritt für Schritt dort das Verhalten ändern, wo es am einfachsten fällt.
Um die Erderwärmung global auf 1,5 °C zu beschränken, müssen wir bis 2040 unseren CO₂-Ausstoß auf unter 1 Tonne pro Person senken. Heute in 2020 sind wir durchschnittlich bei 11 Tonnen pro Person in Deutschland. Es ist also ein weiter Weg, den wir gehen müssen. Wir machen den Einstieg so einfach wie möglich. Der erste Schritt ist, sich selbst als Durchschnittsdeutschen zu kompensieren. Es kostet Geld, doch Geld auszugeben ist für viele einfacher, als die eigene Lebensweise umzustellen.
Wir sorgen dafür, dass mit dem Geld der CO₂-Ausstoß in Europa wieder aus der Luft geholt bzw. vermieden wird. Der nächste Schritt ist, die eigene Lebensweise klimafreundlicher zu gestalten. Hierfür geben wir Tipps und planen ein Tool, das die effektivsten Maßnahmen für jede*n persönlich findet.
Ich habe vorher bei atmosfair gearbeitet, die auch CO₂-Kompensation anbieten. Doch es fehlte die Möglichkeit, mit Klimaschutzmaßnahmen in Europa zu kompensieren und ein digitales Tool, wie man Schritt für Schritt seinen CO₂-Ausstoß reduzieren kann.
Die größte Hürde war, nach einer Zeit der Ideenfindung und Konzeption mit vielen Interviews und möglichen Geschäftsstrategien, sich für einen Weg zu entscheiden und wirklich ein Unternehmen zu gründen. Hier hilft: Das Risiko einer falschen Entscheidung akzeptieren, aufs Bauchgefühl hören und dann loslegen.
Stellt euch eure ideale Welt vor. Nehmt wahr, was bereits in die Richtung passiert ist und was sich noch verändern muss. Dann schaut, was ihr direkt verändern könnt, beginnend bei euch selbst. Bleibt aktiv, seid euch bewusst, dass eure Meinung und euer Verhalten ein großes Gewicht hat. Ihr entscheidet mit, wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen wird. Und vor allem bleibt optimistisch, seht die kommenden Probleme als Herausforderungen und konzentriert euch auf die Lösungen.
Wir haben ein Haus mit Solarthermie gekauft und dort letztes Jahr auch Photovoltaik installieren lassen. Das war aufwendig und kostenintensiv, doch es ist toll, selbst erneuerbaren Strom zu produzieren. Im Winter brauchen wir noch Gas. Hierfür sind wir zu Polarsterns „wirklich Ökogas“ gewechselt. Viele Fleisch- und Milchprodukte haben wir durch pflanzliche Alternativen ersetzt. Allerdings fehlt uns ein guter Ersatz für Käse. Zum Haus gehört ein Carport, das wir für die Fahrräder nutzen. Auch mit zwei kleinen Kindern kommen wir gut ohne Auto zurecht.
Beim Konsum gerade mit zwei kleinen Kindern hilft uns das Nachbarschaftsnetzwerk. Hier werden alle möglichen Kindersachen von einem zum anderen verschenkt. Beim digitalen Konsum habe ich E-Mail und Hosting auf Ökostrom umgestellt. Schwierig ist, dass viele online Dienste keine Ökostromoption haben. Da hilft nur den Kohlekraftwerken die Emissionsrechte wegzukaufen. Alle unsere CO₂-Emissionen, die sich noch nicht vermeiden lassen, kompensieren wir.
Dass ich an dem drängendsten Problem der Menschheit arbeite und wir die Möglichkeit haben, unseren Kindern eine schönere, gesündere Welt zu schaffen.
Klimawandel bei 1,5 °C gestoppt - Luftqualität außergewöhnlich gut - Menschen leben gesünder – Lebenserwartung steigt.