• Mica Valdivia

    Mica Valdivia

    Head of Sustainability, Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB

    Finanzen
    Walk the Talk: Reputation ist nur der halbe Weg. Langfristige Glaubwürdigkeit ist das Ziel.

"Wir haben begrenzte Ressourcen. Daher müssen wir die digitale und nachhaltige Transformation integrieren.


Mica Valdivia

 

Person

Head of Sustainability, Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB

Jahrgang: 1978 | Geschäftssitz: Berlin

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Mica hatte verschiedene Aufgaben und Führungspositionen in der Finanzwirtschaft (Goldman Sachs, Morgan Stanley, CBRE Investors, Dexia Kommunal) sowie im akademischen Kontext im Bereich Corporate Responsibility (Steinbeis-Hochschule) inne.

In ihrer Funktion beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands hat sie seit 2014 das Thema ESG-Kapitalmärkte mit dem Schwerpunkt Green Bonds aufgebaut. Seit 2019 ist sie für die Positionierung der deutschen öffentlichen Banken zum Thema Sustainable Finance verantwortlich. Innerhalb der VÖB-Gruppe war Mica für eine KI-basierte Softwarelösung zur Umsetzung der EU-Taxonomie verantwortlich.

Mica unterstützt privat leidenschaftlich CleanTechs sowie Green Fintechs.

 

THEMEN

  • EU-Taxonomie
  • Transformationsfinanzierung
  • Twin Transformation/Sustainable Digital Finance
 

Einsatzgebiete

Gast bei Diskussionsrunden | Speakerin | Moderatorin | Workshop-Begleitung

 

#EUTaxonomy #TransformationFinance #CleanInfrastructureFinancing #TwinTransformation #CodingforESG

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Beim Bundesverband der Öffentlichen Banken Deutschlands, VÖB bin ich aktuell für die politische und strategische Positionierung der öffentlichen Banken zu Nachhaltigkeit und der Sustainable Finance Regulierung zuständig. Inhaltlich arbeite ich am Thema Standardisierung zur Skalierung von Transformationsfinanzierung. Aktuell treibt mich besonders die Twin Transformation um, also die Integration der digitalen und nachhaltigen Transformation und wie man durch die Nutzung digitaler Lösungen Nachhaltigkeitsziele oder auch Sustainable Finance Regulierung effizient vorantreiben kann. Wichtig finde ich auch, das Thema Weiterbildung zu Sustainable Finance voranzubringen und hierzu entsprechende Weiterbildungsangebote aufzusetzen.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Die Finanzmarktkrise 2010 hat bei mir ein grundlegendes Hinterfragen der Geschäftsmodelle meiner bisherigen Arbeitgeber ausgelöst. Ich habe 2011 ein Masterstudium im Bereich Unternehmensethik begonnen. Für meine Masterarbeit hatte ich die Chance, einen ersten Nachhaltigkeitsfilter für die Vermögensverwaltungsgesellschaft meines damaligen Arbeitgebers mitzudenken. Da mir dieser Filter nicht ambitioniert genug war, habe ich letztlich in meiner Masterarbeit ein ethisches Verfahren zur Einigung auf ESG-Normen am Kapitalmarkt entwickelt. Damit erfolgte dann 2013 nach 10 Jahren Kapitalmarkt mein Ausstieg aus der operativen Bankenwelt. Meine Motivation war von da an, wie man im Rahmen der Regulierung, ESG-Aspekte sinnvollerweise integrieren kann. Ich habe mich 2014 proaktiv bei drei der deutschen Bankenverbände beworben. Nur der VÖB war damals weitsichtig genug und hat dem Thema eine Chance gegeben.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Zum Abitur habe ich bei Jugend Forscht mitgemacht und erdölverseuchte Böden mit Mikroorganismen gereinigt. Ich war hochmotiviert, Biochemie zu studieren und an Lösungen zur Bekämpfung der Umweltzerstörung zu arbeiten. Wie es im Leben so ist, kam dann die Liebe und ein Umzug in eine andere Stadt. An der dortigen Uni gab es Biochemie leider noch nicht als Studienfach. Also wurde es dann Wirtschaft und irgendwie, eher unmotiviert und per Zufall, bin ich dann bei einer Bank gelandet. Die Finanzmarktkrise 2010 hat mich daran erinnert, dass der Finanzmarkt kein Selbstzweck an sich ist und Kapital bestenfalls für eine nachhaltige Wertschöpfung eingesetzt werden sollte.

Aktuell sind ESG-Datenlösungen zur Steuerung des Kreditgeschäfts nach Nachhaltigkeitszielen sowie auch zur effizienten Umsetzung der Sustainable Finance Regulierung ein wichtiger Bedarf und auch Treiber von neuen Geschäftsmodellen. Twin Transformation ist ein großes Stichwort, das wir hoffentlich auch in Zukunft stärker in den politischen Maßnahmen der EU-Kommission und Bundesregierung sowie auch bei Marktakteuren sehen werden.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Auch Banken sind angewiesen, ihre Geschäftsmodelle zukunftssicher zu denken und umzubauen. Die aktuellen Krisen hemmen zweifelsohne auch große strategische Umbrüche. Open Finance wird das konventionelle Geschäftsmodell der Banken zusätzlich weiter unter Druck setzen. Daher ist eine integrierte, also eine Twin-Transformationsstrategie sicher ein guter Lösungsansatz, um mit knappen Ressourcen zukunftssichere Geschäftsmodelle aufzusetzen.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Das kann ich für die Öffentlichen Banken kurzfassen: Ausreichend Finanzierungsmittel für die Transformation der Wirtschaft bereitstellen und sinnvolle öffentliche Förderinstrumente im Rahmen der Finanzierung als Anschub für eine schnellere Transition. Im Rahmen der politischen Interessenvertretung an den Rahmenbedingungen und der Regulierung zur Beschleunigung der Transformation mitzuwirken, ist m.E. ein wichtiger Beitrag.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Jede*r Einzelne kann im Kleinen, mit seinem persönlichen Konsum, beginnen, eine Mitverantwortung für eine nachhaltige Zukunft zu übernehmen. Aber: wichtiger ist es, systemische Zusammenhänge von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu verstehen und mitzuhelfen diese in Richtung nachhaltige Zukunft zu verändern. Organsiert euch, bildet Mehrheiten in eurem Wirkungskreis, so klein oder groß er auch sein mag, um gemeinsam die Herausforderungen einer zukunftsfähigen Gesellschaft anzugehen. Das ist der wirkliche Hebel.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Unsere zwei CO2-Treiber privat waren definitiv fossile Mobilität und Wärmeenergie. Ich versuche daher, wann immer das Fahrrad zu benutzen. Wenn es nicht geht, dann nehme ich meinen neuen „Elektrofrosch“. Unsere Wärmeversorgung haben wir von fossil auf eine Wärmepumpe umgestellt. Der Strom dazu kommt hoffentlich auch bald vom eigenen Dach mit Solarenergie. Leider merkt man an monatelangen Lieferzeiten und Warten auf Monteur-Termine ganz klar, dass die Transformation nur gelingen wird, wenn wir das Thema Green Jobs zeitnah angehen.

Was treibt Dich an?

Die Dinge auch einmal aus einer anderen Perspektive als der eigenen zu betrachten und als Mutter ein glaubwürdiges Vorbild zu sein. Dazu gehört, dass man Ziele hat, die einen vielleicht auch einmal verzweifeln lassen, aber auch, dass man Fehler machen darf und dafür einsteht.

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability