• Rebecca Tauer

    Rebecca Tauer

    Programmleitung Circular Economy, WWF Deutschland

    NGOs / Verbände etc.
    Somewhere inside all of us is the power to change the world. – Matilda (Roald Dahl)

"Wir brauchen dringend systemische Veränderungen unseres Wirtschaftens und unseres Konsums."


Rebecca Tauer

 

Person

Programmleitung Circular Economy, WWF Deutschland

Jahrgang: 1982 | Geschäftssitz: Berlin

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Rebecca Tauer hat ihren Master in Sustainable Development und den Bachelor of Business (Marketing/Economics) in Australien abgeschlossen, wo sie auch zehn Jahre in der Unternehmensberatung, Strategieentwicklung, Logistik und im Marketing in der Finanzindustrie arbeitete.

Seit 2016 arbeitet Rebecca beim WWF Deutschland. Zunächst als Referentin für den geschäftsführenden Vorstand tätig, wechselte sie 2019 in den Wirtschaft & Märkte Bereich und baut dort das Themenfeld Circular Economy auf.

 

THEMEN

Strategie | Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft - vor allem im Kontext Geschäftsmodelle | Digitalisierung und Politik in den Sektoren Gebäude, Textilien und Verpackung

 

Einsatzgebiete

Diskussionsrunden | Speakerin | Workshop-Begleitung

 

#circulareconomy #kreislaufwirtschaft #nachhaltigkeit #wwf #planetaregrenzen #suffizienz #verpackungen #gebäude #textilien

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich bin Programmleiterin Circular Economy im Wirtschaft & Märkteteam des WWF Deutschlands. Mein Ziel ist es, durch Arbeit mit Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft systemische Veränderungen umzusetzen, die Klima und Ökosysteme schützen und regenerieren.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Nachdem ich ursprünglich Business studiert und einige Jahre in den Bereichen Marketing, Prozessoptimierung und in der Strategie gearbeitet hatte, dämmerte es mir, dass es noch etwas Sinnbringenderes geben müsste. Ich entschloss mich, einen Master in Sustainable Business zu studieren und konnte währenddessen schon erste Erfahrungen im Umweltmanagement in der Logistik sammeln, um dann mit meinem Umzug nach Deutschland komplett im Nachhaltigkeitsumfeld zu arbeiten. Die Spezialisierung im Themenfeld Circular Economy passte dann zu meinem Interesse durch Ressourcenschutz und -schonung zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Meine ersten Kindheitsjahre habe ich in der ehemaligen DDR verbracht. Ressourcen wertzuschätzen und Langlebigkeit von Produkten spielten hier eine große Rolle. Als junge Erwachsene wuchs ich in einer alternativen Szene auf. Dies gab mir bereits erste Berührungspunkte mit Nachhaltigkeit auf der persönlichen Ebene. Später hat mich der Film „Inconvenient Truth“ von Al Gore bewegt. Statt eines generellen MBA, denen viele meiner Weggefährten zu der Zeit studierten, habe ich zu dem Zeitpunkt entschieden, einen Master in Sustainable Development zu machen. Außerdem hat mich ein TED Talk des amerikanischen WWF Kollegens Jason Clay überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit Unternehmen von der NGO Seite sinnvoll sein kann, beispielsweise mittels Skalierung von nachhaltigen Praktiken.

Circular Economy könnte man schon als Trend in sich sehen. Auch wenn dieser nie wieder weggehen wird. Denn ohne die Transformation unserer Wirtschaft in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft werden wir die planetaren Grenzen weiter überschreiten, die Klimaziele verfehlen und die Ökosysteme schädigen.

Das Verständnis, dass CE mehr als Abfallmanagement und Recycling ist, setzt sich vermehrt durch. Vielmehr geht es um Vermeidung und die berühmten „slowing loops“ - also beispielsweise Strategien zur Reparatur, Wiederverwendung oder Remanufacturing. Hierfür gilt es, Produkte von Beginn an darauf auszulegen, indem diese ressourcensparend, langlebig, wiederverwendbar, reparierbar und hochwertig recyclingfähig gestaltet sind und transparent darüber informiert wird.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Wir leben in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. Der Erdüberlastungstag, also der Tag, von dem an wir Ressourcen unserer Erde nicht mehr nachhaltig nutzen, rückt jedes Jahr weiter vor. Wir brauchen dringend systemische Veränderungen unseres Wirtschaftens und Konsumierens, welche nur gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft formuliert und umgesetzt werden können.

Doch wie kommunizieren wir Verzicht, Enthaltsamkeit und verantwortungsvolle Produktion bzw. Konsum? Diverse Geschäftsmodelle, beispielsweise vieler Fashion-Brands, sind einfach nicht zukunftsfähig, wenn pro Jahr bis zu 24 Kollektionen gelauncht werden.

Es gibt Ansätze wie Slow Living, Indikatoren wie Bruttonationalglück und Ansätze wie Degrowth. Bisher scheint davon aber noch keins skalierfähig. Wir glauben, dass Modelle, die zu extrem erscheinen, auch nicht zur Lösung führen, denn so nehmen wir die Menschen nicht mit. Daher arbeiten wir an praktischen Lösungen, Unternehmen und Menschen Orientierung zu geben und sie auf dem Weg in die Nachhaltigkeit zu begleiten. Wie man noch mehr Suffizienz darin einbaut, würde ich sehr gerne diskutieren.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Als NGO können wir Bewusstsein und Wissen für Nachhaltigkeit schaffen, fundierte Wege aufzeigen und Tools und Methoden aufbauen, welche viele Unternehmen nutzen können. Natürlich sehen wir uns auch in der Position, den Status Quo immer wieder zu hinterfragen und damit eine Veränderung anzustoßen.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Ich würde jedem empfehlen, Sachen immer mutig zu hinterfragen. Die Frage „warum“ ist dabei sehr zu empfehlen. Dies hilft auf jeden Fall auch, Nachhaltigkeit im Privat- und im Berufsleben voranzutreiben. Wenn ich zum Beispiel frage, warum brauche ich eine neue Jeans, komme ich vielleicht darauf, dass ich die alte auch reparieren, mit Freunden tauschen, second-hand kaufen oder mit zwei Jeans im Schrank zufrieden sein könnte. Für Innovationsprozesse sind diese Fragestellungen zentral, um tiefere Bedürfnisse und Motivationen besser zu verstehen und gute Lösungen zu gestalten.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Ich fokussiere mich auf die aus meiner Sicht wichtigsten Bereiche: Finanzen (nachhaltige Geldanlagen, Konto bei einer Bank die nachhaltig anlegt), Reisen (ich habe kein Auto, fahre viel Fahrrad und kompensiere Flüge) und Ernährung (ich esse wenig Fleisch, dann nur bio & lokal und kaum Milchprodukte). Wichtig sind mir auch Naturkosmetik und Reinigungsprodukte mit entsprechenden Nachhaltigkeitsstandards. Ansonsten vergebe ich mir selbst, nicht komplett nachhaltig zu leben. Dies ist aus meiner Sicht in einer Großstadt mit Vollzeitjob und Kind kaum möglich, ohne ein Stressbündel zu werden.

Was treibt Dich an?

Ich möchte wissen, ich habe das Beste gemacht, was mir in dem Moment möglich war. Da hilft oft der Schaukelstuhltest – zurückzuschauen auf sein Leben von der Sicht des hohen Alters und sich zu fragen, wäre man zufrieden mit dem was man getan hat und wie man gelebt hat.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

Wirtschaftswachstum neu definiert - Gutes Leben im Vordergrund - Natur und Umwelt profitieren!

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability