• Dr. Susan Rößner

    Dr. Susan Rößner

    Inhaberin von Abfallberatung Susan Rößner

    Bauen / WohnenBeratungZero Waste
    Gebäude können Menschen helfen, nachhaltig zu handeln. Man muss sie nur richtig bauen.

"Wie muß ein Gebäude gebaut und gestaltet sein, damit Nutzer*innen sich darin nachhaltig verhalten?"


Dr. Susan Rößner

 

Person

Inhaberin von Abfallberatung Susan Rößner

Jahrgang: 1978 | Geschäftssitz: Hamburg

Mehr erfahren

Dr. Susan Rößner

  • ist gelernte Historikerin und hat dann erstmal im Hochschulmanagement gearbeitet
  • kommt aus dem Abfallvermeidungsbereich und lebt plastikfrei seit: 2013
  • liebt diese verpackten Produkte: Kartoffelchips, Kontaktlinsenflüssigkeit und Wimperntusche
  • ist zertifizierte Obst- und Gartenfachwartin des LOGL e.V. Baden-Württemberg. Gern würde sie in allen parkähnlichen Grundstücken in Blankenese Gemüsegärten anlegen (Grundstücksbesitzende in Blankenese bitte melden!)
  • ist ausgebildete GWÖ-Beraterin für Gemeinden
  • ist leidenschaftlich gern in der Umweltbildung tätig und unterrichtet an verschiedenen Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen.

2014 gründete sie monomeer.de, ihren Zero-Waste-Onlineshop, 2019 gemeinsam mit anderen das Silo, einen Unverpackt-Laden in Konstanz. Mittlerweile ist sie Abfallberaterin für Unternehmen mit besonderer Betonung auf die Abfallvermeidung sowie Umweltbildnerin. Sie interessiert sich für alternatives Wirtschaften, eßbaren Landschaftsbau, historische Suffizienzmaßnahmen und den europäischen Hochadel.

 

THEMEN

Gebäudesuffizienz / Eingebaute Nachhaltigkeit: Wie müssen Gebäude gebaut und gestaltet sein, damit sie ihren NutzerInnen nachhaltiges Verhalten ermöglichen? Mir geht es nicht um die Materialität eines Gebäudes und dessen TGA, sondern um Räume, Plätze und gestalterische Elemente, die Suffizienz im Lebenskreislauf eines Gebäudes und in dessen NutzerInnenverhalten fördern. Beispiele sind hier die Gemeinschaftswaschküche, die die Anschaffung individueller Waschmaschinen überflüssig macht und Platz in den einzelnen Wohnungen spart, oder das geschickt platzierte Treppenhaus, das das Benutzen des Fahrstuhl unattraktiv macht.

 

Einsatzgebiete

Gast bei Diskussionsrunden | Speakerin | Workshop-Begleitung

 

#zerowaste #plastikfrei #unverpackt #ECOmmerce #gwö #degrowth #verantwortungundkartoffelchips

Dr. Madeleine Susan Rößner – Futurewoman

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich bin freiberufliche Abfallberaterin – oder besser gesagt Abfallvermeidungsberaterin. Denn mich interessiert hauptsächlich, wie ein Unternehmen Müll vermeiden kann, statt ihn nur geschickt zu entsorgen. Ich bin zudem Dozentin und in der Umweltbildung tätig und beschäftige mich mit Gebäudesuffizienz.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Ich habe 2013 privat angefangen, Abfall zu vermeiden, und das tue ich auch heute noch. Nach der Gründung eines Webshops für plastikfreie Produkte und eines Unverpackt-Ladens wurde ich Beraterin. Da es in Unternehmen für eine funktionierende Abfallsammlung und -trennung immer eine Rolle spielt, wieviele Abfallbehälter wo und wie aufgestellt sind, kam ich zu einem Thema, das mich mittlerweile sehr umtreibt: Wie muß ein Gebäude gebaut und gestaltet sein, damit Nutzer*innen sich darin nachhaltig verhalten? Das ist nicht nur im Bereich Abfall relevant, sondern auch für Energie, Mobilität, Konsum und Ernährung.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Ich habe schon als Kind Autofahrer*innen an der Bahnschranke kryptische Zeichen gegeben, dass sie doch bitte ihren Motor abstellen mögen. Später jedoch war zwischen mir und dem Thema Nachhaltigkeit erstmal Funkstille. Mein plastikfreies Leben und mein Weg zur Nachhaltigkeit begannen, als ich auf einer Forschungsstation in Kanada den Film „Plastic Planet“ von Werner Boote sah. Draußen warteten die Eisbären darauf, dass das Meer zufriert; jedes Jahr kommt dieser Zeitpunkt später. Der Klimawandel, der dort so deutlich wurde, hat auch mit unserem Plastikkonsum zu tun. Die Zusammenhänge finde ich mega spannend.

Im Bereich Gebäudesuffizienz sehe ich noch viel Nachholbedarf. Derzeit reden wir zwar viel über die Materialität eines Gebäudes, seine Zirkularität und die Nachhaltigkeit im Gebäudebetrieb. Das ist zweifellos alles wichtig, aber nützt uns dann nichts, wenn wir genauso groß bauen wie bisher. Es fehlen Entwürfe, Raumkonzepte und gestalterische Lösungen, die Wert darauf legen, Platz zu sparen und Grundrisse zu verkleinern, und die auch den Nutzer*innen eines Gebäudes die Möglichkeit geben, sich nachhaltig zu verhalten. Was es bisher an Ideen gibt, kommt meist aus dem gemeinschaftlichen Wohnen, hat aber Potenzial für alle Wohnformen und sogar für Geschäftsgebäude.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Die Nachhaltigkeit hat es schon seit mittlerweile mehreren Jahren nicht leicht, hat es vielleicht noch nie leicht gehabt. Dass in der Politik ein schlüssiger Plan zum Umbau von Wirtschaft, Gesellschaft und Energieversorgung fehlt und die wenigen Ansätze zur Transformation mit Fehlplanung, Fehlentscheidungen und fehlendem Willen torpediert werden, bereitet mir am meisten Sorgen.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Sowohl in meiner Abfallberatung als auch beim Thema Eingebaute Nachhaltigkeit steht die Suffizienz im Mittelpunkt. Ich bin überzeugt, dass wir mit einem „Weniger“ nicht nur den besten Umweltschutz leisten können, sondern auch das schönste Leben haben.

Was war der Auslöser für die Gründung?

Angefangen hat bei mir alles mit einem Onlineshop. Den habe ich gegründet, als ich gemerkt habe, wie schwierig es ist, plastikfreie Alternativen zu herkömmlichen Produkten zu bekommen. Das war 2014, mittlerweile gibt es den Shop nicht mehr – aber über das Thema Abfall hat er mich zu meiner heutigen Tätigkeit gebracht.

Was waren die größten Hürden und wie hast Du diese gemeistert?

Ich habe die Gründungsprozesse meiner Unternehmen nie als besonders kompliziert erlebt. Klar, es waren immer kleine Unternehmen – aber ein Flow im Gründungsprozess zeigt auch, dass man auf dem richtigen Weg ist.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Bei einem Nachhaltigkeitsseminar sprach mich eine junge Teilnehmerin an, ob ich einen Tipp hätte, wie sie umweltschonend eine Weltreise machen könne. Sie möchte nicht fliegen, sagte sie, aber sie würde so gerne mal New York sehen! Es riss mir fast das Herz heraus. Ich, die ich in Australien, Neuseeland, in Kanada, vier Mal in den USA und davon drei Mal in New York war, auf Ibiza, Mallorca, in Nizza, London, Irland, Griechenland, Russland, Spanien, die von Dresden nach Zürich geflogen ist und von Zürich nach Berlin und das alles mehrfach und alles mit dem Flugzeug – was sollte ich dieser jungen Frau sagen? Es tut mir leid. Und ich erwarte nicht, dass ihr die Welt rettet.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Ich fliege nicht mehr, fahre so wenig wie möglich Auto, ich esse vegetarisch, fast ausschließlich bio und in der Regel nur europäische Lebensmittel, ich kaufe sehr wenig und wenn, meistens second-hand, Blumenerde immer ohne Torf. Ich gehe mit meiner eigenen Stoffserviette zum Mittagstisch und mit der Tupperdose zum Döner. Ich mache nur einmal in anderthalb Jahren einen Gelben Sack voll. Ich spreche manchmal Menschen an, die ihre Zigarettenkippe auf den Boden werfen. Worin ich nicht so gut bin: Ich wohne allein auf 57 Quadratmetern (keine andere Wohnung gefunden). Und in meinem Haus gibt es keine Biomülltonne.

Was treibt Dich an?

Dass es bald ums Überleben geht. Wenn wir nicht sofort eine Vollbremsung hinlegen, werde ich es leider erleben, dass Nahrung und Wasser knapp werden. Da habe ich ehrlich gesagt einen etwas anderen Lebensentwurf.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

„Bundesregierung erlässt verbindliche Richtlinien zur Gebäudesuffizienz.“

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability