• Alexandra Quint

    Alexandra Quint

    Head of Sustainability & ESG, GBI Group

    Bauen / WohnenCorporate ResponsibilityWirtschaft
    Wir erleben gerade, dass eine Zeitenwende angebrochen ist. Wirtschaft, Politik, Gesellschaft haben sich auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft gemacht.

"ESG wird die Immobilienwirtschaft in den nächsten Jahren grundlegend umkrempeln.“


Alexandra Quint

 

Person

Head of Sustainability & ESG, GBI Group

Jahrgang: 1982 | Geschäftssitz: Berlin

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Alexandra Quint leitet das Nachhaltigkeitsdepartment des deutschlandweit tätigen Immobilienprojektentwicklers, Fonds- und Investmentmanagers GBI. In dieser Funktion ist sie für Corporate Sustainability Strategy und Reporting des Unternehmens und ESG Qualitäten der Immobilienentwicklung verantwortlich. Ihre Expertise hat sie in ihrer 12-jährigen Berufstätigkeit in der transformativen Nachhaltigkeitsforschung am KIT sowie seit 2018 in der Immobilienwirtschaft aufgebaut.

Alexandra Quint hat Geographie an der Ruhr-Universität Bochum und der University of Sheffield studiert und mit dem M.Sc. Stadt- und Regionalentwicklungsmanagement abgeschlossen. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

 

THEMEN

ESG in der Immobilienwirtschaft | EU-Taxonomie | ESG Data | Corporate Sustainability | Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement | Sustainability Leadership | Nachhaltigkeit in der Lieferkette | Nachhaltiges Bauen | Dekarbonisierung

 

Einsatzgebiete

Podcasts | redaktionelle Beiträge | Interviews | Speakerin | Workshop-Begleitung

 

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Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich arbeite als Nachhaltigkeitsspezialistin in der Immobilienwirtschaft. Seit August 2021 leite ich das Nachhaltigkeitsmanagement der ASSIDUUS Development GmbH, einem Entwickler für ganzheitlich nachhaltige, ESG-konforme Büro- und Mischnutzungsimmobilien und Quartiere. Die Projektentwicklungen werden in einen eigenen Art. 9-Fonds eingelegt. In meiner Position bin ich schwerpunktmäßig für die Implementierung und Weiterentwicklung der ESG Impact-Strategie, das Steuern der Nachhaltigkeitsqualität der Immobilienentwicklung gemäß unserer Strategie und das Reporting an den Fonds verantwortlich. Um die Qualität zu messen und zu steuern, arbeiten wir im Unternehmen mit einem ESG-Scoring und -Zielesystem, das auf klar definierten Kriterien und Metriken basiert.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Mich haben immer Zukunftsthemen, experimentelle Ansätze und Frontrunner-Situationen angezogen. Während des Studiums habe ich bei der Internationalen Bauausstellung Hamburg gearbeitet. Nach dem Studium habe ich in der transformativen Nachhaltigkeitsforschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) das erste, mehrfach ausgezeichnete Reallabor im deutschsprachigen Raum mitentwickelt. Heute arbeite ich bei ASSIDUUS in einem immobilienwirtschaftlichen Startup, das sich der Entwicklung ausschließlich zukunftsgerechter Immobilien verschrieben hat.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Mein Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist über die Jahre gewachsen. Ich habe in den 2000er Jahren Stadtgeografie studiert – Nachhaltigkeit begann in den Raumwissenschaften zu der Zeit zunehmend eine Rolle zu spielen. Als ich mein Berufsleben in der Nachhaltigkeitsforschung begann, verstand ich mich als Urbanistin innerhalb einer interdisziplinären Forschungsgruppe, die sich mit der Nachhaltigkeitstransformation urbaner Räume befasst hat. Das Urbane war mein Leidenschaftsthema und hat mich anfangs thematisch in meiner Forschungsarbeit geleitet. In einem kontinuierlichen Prozess hat sich mein Schwerpunkt von der Urbanistik in Richtung Nachhaltigkeit verschoben – inhaltlich wie methodisch. Ich habe von einem versierten und stets neu denkenden Nachhaltigkeitsforscher lernen dürfen. Heute bin ich Nachhaltigkeitsspezialistin. Urbane Themen sind für mich aber im Kern geblieben. Heute sind es Büroimmobilien und Quartiere an urbanen Standorten.

Ich spreche im Kontext von Nachhaltigkeit ungern von Trends, denn diese kommen und gehen bekanntlich. Nachhaltigkeit ist Transformation mit einer langfristigen Perspektive. Aktuell gibt es aber drei Buchstaben, die in aller Munde sind: ESG. ESG steht für „Environmental, Social, Governance“ und ist ein risikoorientiertes Nachhaltigkeitskonzept, das die Immobilienbrache in den nächsten Jahren umkrempeln wird. Die sich dynamisch entwickelnde Regulatorik verbunden mit einer hohen Nachfrage auf Investor*innenseite nach ESG-konformen Investments ist hierfür der zentrale Treiber. Strategie, Daten und Digitalisierung sind die entscheidenden Mittel zum Zweck. 

Zum Abwenden der Klimakrise beizutragen, ist natürlich das vordringlichste Thema für die Branche. Innerhalb dessen muss man Dekarbonisierungsstrategien und die Entwicklungen zur Betrachtung von Emissionen über den gesamten Lebenszyklus von Immobilien („Embodied Carbon“) und zum „Zirkulären Bauen“ als sehr positiv bewerten. Auch wächst das Bewusstsein für Nutzer*innenbedürfnisse an die Nachhaltigkeitsqualität von Gebäuden. Weiterhin erachte ich den Impact-Diskurs als zentral, durch den deutlich mehr Zug für Nachhaltigkeitstransformation erwartbar ist. Bei der Umsetzung steht die Branche aber noch am Anfang. Klar ist: Es reicht längst nicht mehr aus, nachhaltiger zu sein. Mit unserem Denken und Handeln müssen wir im Sinne eines positiven Impacts zügig dahin kommen, zu einer Regeneration unseres Planeten und zu fairen, fördernden und gesunden Arbeits- und Lebensbedingungen beizutragen.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Es gibt einige Herausforderungen. Für mich zentral sind erstens: Komplexität & Veränderung. Wenn man Nachhaltigkeit ganzheitlich und als Transformation denkt, dann hat man es mit einer großen Komplexität zu tun, die es zu erfassen und zu managen gilt. Gleichzeitig bedeutet Nachhaltigkeitstransformation stetig Veränderungen und den Willen und Mut, neue Wege zu gehen. Diese Herausforderungen kann man als Nachhaltigkeitsspezialistin nicht allein oder im kleinen Team lösen. Für mich sind Co-Kreation, Weitsicht und das Entwickeln verlässlicher Partnerschaften mit internen und externen Stakeholdern, die eine Vielfalt an Wissen in die Zusammenarbeiten bringen, der Schlüssel zum Erfolg.

Und zweitens: ESG Data. Der Stellenwert von ESG-Daten ist hoch. Schließlich geht es darum, Nachhaltigkeit zu quantifizieren, Nachhaltigkeitsqualität nachzuweisen und damit Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vergleichbarkeit für Investitionsentscheidungen zu schaffen. Sie müssen valide sein. Jedoch, es fehlt es derzeit noch an verbindlichen Standards, um ESG ganzheitlich und substanziell quantitativ für Immobilien abbilden zu können. Das schränkt beispielsweise die Vergleichbarkeit ein. Wir arbeiten bei ASSIDUUS deshalb mit einem eigenen ESG Impact-Modell, das auf nationalen und internationalen Standards aufbaut und setzen auf eine klare Erläuterung der Daten.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist einer der zentralen Stellhebel für die Dekarbonisierung. Das ist für mich ein wichtiges Motiv, in der Immobilienwirtschaft tätig zu sein. Die Branche steht hier vor einer gewaltigen Aufgabe. Mit meiner Arbeit trage ich dazu bei, positive Impulse für nachhaltige Immobilienentwicklung in die Branche zu geben – im Hinblick auf Dekarbonisierung, aber auch alle anderen wichtigen Nachhaltigkeitsherausforderungen, etwa die Minderung von Ressourcenverbräuchen, öko-faire Lieferketten und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Es ist eure Generation, die die Politik wachgerüttelt hat. Ohne euch würden wir diese lang ersehnte Aufmerksamkeit und Dynamik auf allen Ebenen nicht erleben. Haltet an eurem Weg fest, hinterfragt Gewohntes, sucht stets nach neuen Allianzen. Wenn ihr Ideen habt, mit denen sich Nachhaltigkeit vorantreiben lässt und von denen ihr überzeugt seid, lasst euch nicht beirren und sucht nach Möglichkeiten, diese Ideen umzusetzen. Es findet sich immer ein Weg.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Ich folge dem Leitgedanken „Achtsamkeit statt Verzicht“. Das bedeutet für mich im Alltäglichen bewusste Entscheidungen zu treffen, z.B. beim Konsumieren. Brauche ich das wirklich? Macht es mich wirklich glücklich(er)? Bekomme ich das Produkt in öko-fairer Qualität oder gebraucht? Für ein beglückendes Urlaubserlebnis muss ich nicht auf die andere Seite des Globus‘ reisen. Ich wohne in der Stadt. Mit dem Auto fahre ich nur, wenn ich etwas transportieren muss. Ins Büro fahre ich mit dem Fahrrad oder der Bahn. In meinem privaten Umfeld hat sich eine wunderbare Sharing- und Kreislaufkultur etabliert. Die Dinge werden geteilt und weitergegeben. Viele Dinge benutze ich in meinem Leben nur wenige Male oder für eine kurze Zeit. Ich muss sie nicht besitzen.

Was treibt Dich an?

Die Schönheit und Besonderheit dieses Planeten, der unser aller Zuhause ist. Wir erleben gerade, dass eine Zeitenwende angebrochen ist. Wirtschaft, Politik, Gesellschaft haben sich auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft gemacht – Transformation hat begonnen. Diese Nachhaltigkeitstransformation möchte ich aktiv mitgestalten.

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability