Café- und Nachhaltigkeitsmanagerin in der Kaffeerösterei Heilandt
Café- und Nachhaltigkeitsmanagerin in der Kaffeerösterei Heilandt
Geschäftssitz: Köln
Aufgewachsen in der Nähe des Kohleabbau im Rheinland erlebte ich aktiv die Umsiedlung von Dörfern und Gemeinschaften, den damit verbundenen Verlust von Wäldern, die Umweltbelastung sowie die Spaltung der Gesellschaft mit. Dies sowie die Tatsache, dass soziales Engagement mir wichtig ist, führten zu einem Master der Friedens- und Konfliktforschung mit pädagogischem Schwerpunkt in Spanien. Wo ich durch meine Kommiliton*innen die soziale und wirtschaftliche Realität Spaniens erlebte. Diese Erfahrungen band ich in die Umsetzung eines nachhaltigen Projektmanagements von Projekten zur Stärkung von Jugendlichen, Frauen und gesellschaftlich-marginalisierten Gruppen in Kolumbien mit starkem Bezug zu Landkonflikten, Ressourcenknappheit, Upcycling und Kreislaufwirtschaft ein. Nach meiner Rückkehr aus Kolumbien kann ich diese Erfahrungen sowohl in der Projektarbeit, als auch in der Förderung nachhaltiger Rohkaffeehandelsbeziehungen durch Kundenberatung und nachhaltigen Kaffeekonsum sowie Unternehmensberatung im Bereich Gemeinwohlökonomie weiterführen.
1. Gemeinwohlorientiert leben und handeln
2. Offen sein für Wandel
3. Interdisziplinär arbeiten und denken
Speakerin | Panel-Teilnehmerin | Moderation | Interviews | Leitung von Workshops / Seminaren | Vernetzung von Organisationen, Vereinen und Unternehmen, um globaler und postkolonial zu denken und zu agieren
#bildung #corporate responsibility #gastronomie #tourismus #mobilität #transport #ngo #verbände
Neben der Sensibilisierung von Kund*innen über Lieferketten, direkt gehandelten Kaffee und die Kaffeeproduktion, tausche ich mich mit Mitarbeitenden dazu aus, wie Prozesse nachhaltiger und gemeinwohlorientierter im Unternehmen strukturiert werden können. Raum für offene Gespräche, um auf Bedürfnisse und Ideen einzugehen, fördert Gemeinschaft und Transparenz. Anhand konkreter Beispiele aus meinem Leben in Kolumbien, kann ich die Realitäten der Produzent*innen vermitteln und somit die Entfernung zwischen Kaffeebohne und Verzehr verringern. Abendveranstaltungen, um Wissen über Anbau, Transport, Sensorik zu vermitteln, vertiefen diesen Austausch und das Verständnis für den Inhalt in einer Tasse Kaffee.
Zudem unterstütze ich die Verbindung zwischen Radsport und Kaffee, durch meine Art der Fortbewegung und die Verbreitung meines Wissens und der Erfahrung in anderen Branchen.
Indem ich meinen Werten und Interessen gefolgt bin. Hierzu zählen vor allem Transparenz, Offenheit, Gemeinschaft, Neugier und Respekt. Die Spaltung der kolumbianischen Gesellschaft erlebend, fragte ich mich, wie eine Annäherung der einzelnen Personen möglich sein kann. Nach einem Masterstudium der Friedens- und Konfliktforschung, begann ich als Beraterin für nachhaltige Projektplanung Projekte in der Friedensarbeit in ländlichen Regionen Kolumbiens zu begleiten. Neben der Projektbegleitung lernte ich mehr über (Bio)diversität, Ressourcenkonflikte, Permakultur und Kaffeeanbau – der anders als viele vermuten viel Liebe zum Detail verlangt. Nach meiner Rückkehr aus Kolumbien wollte ich diese Erfahrungen teilen, und gleichzeitig Menschen einen Raum zum Austausch und Wohlfühlen ermöglichen. So begann ich zuerst als Minijobberin neben meinem Hauptberuf als Barista und bin seit Oktober 2023 als Café- und Nachhaltigkeits-Managerin bei der Kaffeerösterei Heilandt tätig, wo ich stets Neues lernen und mit bewegen darf.
Durch das Aufwachsen im ländlichen Raum in direkter Umgebung eines Tagebaus, plus die Sensibilisierung durch meine Eltern Menschen und Natur zu respektieren, spielte Nachhaltigkeit für mich immer eine Rolle.
Gemeinschaft und Toleranz, sowie der sorgfältige Umgang mit Ressourcen hatten immer Vorrang. Durch das Privileg andere Länder und Kulturen kennenzulernen, wurde Nachhaltigkeit mit Blick auf Ressourcenmanagement und auf das große Ganze nur noch gestärkt. Sei es die Wasserknappheit in Israel, Palästina und Jordanien, die Vertreibungen im (Süd)Sudan, oder die Auswirkungen von (Bürger)Kriegen in Liberia, Nordirak oder Kolumbien – nur gemeinsam und wenn jede/r mit seinen/ihren Möglichkeiten etwas beiträgt, kann die Situation im Großen ändern. Gestärkt hat mich dabei die häufig positive Energie und Einstellung der Menschen, denen ich in diesen Kontexten begegnen durfte.
In der Kaffeebranche wird Nachhaltigkeit unterschiedlich gelebt und interpretiert. Klimawandel betrifft Kaffeeproduzent*innen, Händler und Röstereien auf unterschiedliche Weise. Trends sind zum einen durch Regulierungen, wie das Lieferkettensorgfalts- oder Entwaldungsgesetz oder die CSR vorgegeben, andererseits tragen individuelle Unternehmenswerte zu mehr Nachhaltigkeit bei. Die Einhaltung von Fairtrade-Standards oder der direkte Handel ohne Zwischenhändler, wo Preise zum Großteil sogar zu 60-70% bei Vertragsabschluss und nicht erst bei Anlieferung gezahlt werden, nehmen in der Kaffeebranche zu. Die Entwicklung von Produkten und Transportwegen zur Verringerung der Co2-Bilanz sind ein anderer sichtbarer positiver Faktor. Gleichzeitig verbreitet sich immer mehr Wissen über Kaffeeproduktion und -anbau bei Kund*innen. Kaffee wird mit Milchalternativen, wie Hafer- oder Sojamilch angeboten und getrunken. Vielen Beteiligten der Produktion und des Konsums werden bewusst, dass Kaffee kein Alltagsgetränk ist. Die Nachfrage nach Zertifizierungen und Siegeln steigt und fördert einen kritischen Blick zu mehr Nachhaltigkeit. Wir als Kaffeerösterei haben uns deshalb für die Gemeinwohlökonomie-Bilanzierung entschieden, welche ich als Beraterin begleite.
Viele Menschen betrachten Kaffee als Alltagsprodukt. Dies war bis vor gut 40 Jahren keine Tatsache und wird sich durch Klimawandel, die steigende Nachfrage und politische Interessen verändern. Im Jahr 2025 schwankt der Börsenpreis für Kaffee zwischen 3 und 4 US $/ amerikan. Pfund, das Kilopaket Kaffee in vielen Supermärkten kostet hingegen weniger als 10€. Sieht so Gerechtigkeit und nachhaltige Produktion aus? Ungerechte Preise gegenüber den Kaffeeproduzent*innen, hohe CO2-Belastung durch Anbau, Transport, Röstung und Kaffeegenuß sowie uneinheitliche Qualitätsstandards sind einige Herausforderungen, denen sich die Kaffeebranche gegenübersieht. Lösungen liegen im direkten Handel mit Produzent*innen, einem gerechten Kaffeepreis -auch wenn dies weniger, aber dafür qualitativ hochwertigen Kaffeegenuss bedeutet-, der Umsetzung von Regulierungen zu mehr Biodiversität, Artenschutz und Einhaltung von Menschenrechten sowie die Erfindung von Produkten und Methoden, um den Kaffeeanbau und die Röstung ressourcenschonenden zu vollziehen. Offene Gespräche mit Kund*innen über diese Aspekte tragen allgemein zu mehr Verständnis und Unterstützung bei.
Im kleinen die Gespräche mit Kund*innen am Kaffeeregal oder bei abendlichen Veranstaltungen zum Thema Anbau, Produktion und Transport, im größeren durch den Zusammenschluss mit anderen Röstereien, um sich für gerechtere Preise und nachhaltige Produktionen einzusetzen. Stets sich selbst zu hinterfragen und zu schauen, wo das Produkt und die Produktionskette ökologischer gestaltet werden kann. Menschen kommen über einen Kaffee / ein Getränk ins Gespräch. Dies fördern wir als Rösterei, indem wir bei Veranstaltungen Kaffee spendieren bzw. mit lokalen Start-Ups und Unternehmen zusammenarbeiten. Diese Sichtbarkeit wirft Fragen auf, bringt Menschen ins Gespräch und sensibilisiert für den lokalen und regionalen Austausch und die Vernetzung.
Häufig werden wir von negativen Nachrichten überschwemmt, steckt nicht den Kopf in den Sand. Technologien bringen Wissen und Möglichkeiten. Bleibt kreativ und vor allem im Gespräch mit anderen Menschen. Tauscht euch aus, hört aktiv anderen zu, und nehmt eure Umgebung und Natur aktiver wahr. Kennt ihr den Kleinen Prinzen oder die Sendung mit der Maus? Hat euch ein kleines Kind mit Fragen gelöchert, bis ihr keine Antwort mehr hattet und die Fragen trotzdem weitergingen? Was macht mehr Spaß – reine Theorie im Chemieunterricht oder Brause in Cola auflösen? Denkt an die nächste(n) Generation(en), damit sie weniger Konflikte erleben und die Möglichkeit haben sich so frei zu bewegen, wie viele von uns es heute noch können. Bevor ihr etwas ablehnt, probiert es einmal aus.
Schon einmal von Postelein gehört? Oder dich gefragt, wie Erdnüsse wachsen? Einfach einmal Gemüse auf dem Balkon anbauen, zu lernen wie Pflanzen zurückgeschnitten werden, auf bestimmte Früchte zu verzichten, weil gerade keine Saison ist, oder einfach auf Fahrrad oder Bahn – so unpünktlich sie auch sein mag – umzusteigen, versuche ich, um mein Leben nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig liebe ich es Annahmen zu hinterfragen und offen auszusprechen. Dies hilft andere Sichtweisen zu verstehen, Missverständnisse zu vermeiden und über sich selbst zu reflektieren. Man kommt ins Gespräch und der/die Gegenüber wird zu einem Mensch mit vielen Facetten und Ideen. Sich Zeit nehmen, kann zu Nachhaltigkeit beitragen. Sind wir häufig Ergebnisorientiert und preschen durch unsere Agenda, wird in Kolumbien und anderen Ländern zuerst ein Kaffee getrunken, man tauscht sich aus, baut eine Beziehung auf und kommt dann zum Anliegen. Eine Mischung aus all dem, ermöglicht mir Nachhaltigkeit auf verschiedene Weisen zu leben.
Gemeinschaft zu leben, das Interesse Neues zu lernen und Dinge zu hinterfragen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, auf Situationen aufmerksam zu machen, die ich dank meiner Arbeit oder Reisen erleben und sehen durfte, Freunde, Familie und Menschen, die als positives Beispiel vorangehen. Rückmeldungen von Kaffeeproduzent*innen, dass sie auf uns Vertrauen, oder sich bedanken, dafür,
dass man ihnen Vertrauen geschenkt hat. Das Dinge manchmal schiefgehen müssen, um dann anders zu funktionieren. All dies sowie meine Familie, Freunde und ein Lächeln im Gesicht anderer Menschen, treiben mich an, weiter an Nachhaltigkeitsthemen zu arbeiten.
Geschafft - Kaffeeproduzent*innen erhalten endlich gerechte Preise für ihre Arbeit
Schon gehört? 10 von 15 Kaffeeröstereien teilen sich Räumlichkeiten und Transportwege, um den Co2-Verbrauch zu reduzieren, voneinander zu lernen und gemeinwohlorientiert zu wirtschaften.