Prokuristin, Director Brand & Corporate Responsibility bei der nicos AG Münster
Prokuristin, Director Brand & Corporate Responsibility bei der nicos AG Münster (Teilzeit)
Freischaffend in Kunst und Nachhaltigkeit (Vorträge, BUND)
Jahrgang: 1976 | Geschäftssitz: Friedberg (Hessen)
Nachhaltigkeit in Unternehmen | nachhaltige Produktion | Mode & Textlilien | Fast/ Fair Fashion | Mitarbeiter:innen-Engagement | Wirtschaft
Gast bei Diskussionsrunden | Speakerin | Moderatorin | Workshop-Begleitung
#Nachhaltigkeit #SDGs #Digitalisierung #GWÖ #Gemeinwohlökonomie #Fairfashion #slowfashion
#Lieferkette #NachhaltigeProduktentwicklung #NachhaltigeUnternehmensentwicklung #CSRinKMU #Changemanagement
Als Director Brand & Corporate Responsibility bei der nicos AG Münster (Teilzeit) baue ich ein Unternehmen der IT Branche nachhaltig um. Dabei geht es genauso um Nachhaltigkeit im ökologischen, wie auch in ökonomischen und sozialen Sinne. Das heißt, dass es um einen nachhaltigen Büroalltag und Betrieb der Rechenzentren geht, um die Gesundheit und das reibungsfreie Miteinander der Mitarbeitenden und Abteilungen und um soziale, gesellschaftliche Verantwortung und Projekte.
Ich bin auf dem Land groß geworden, meine Großeltern väterlicherseits hatten einen Bauernhof, ich habe immer in Wald und Wiesen gespielt. Die Natur war mir also immer sehr nah. Als Studentin wurde ich Mitglied beim BUND und Greenpeace, aber mir war noch nicht bewusst, wie sehr die Umwelt gefährdet ist. Das entwickelte sich nach und nach. Geschäftliche Reisen nach Asien haben meinen Blick auf die Probleme der globalen Produktion gerichtet. Danach war es ein bewusster Schritt, zu einem Öko-Unternehmen zu gehen und mich in diesem Bereich stärker zu engagieren. Ich habe mich dann mit einem Öko-Unternehmen selbstständig gemacht, das allerdings etwas zu früh dran war und mich im BUND aktiv engagiert. Heute ist Nachhaltigkeit einer der wichtigsten Bausteine in meinem beruflichen und privaten Leben.
Weder noch. Wie ein Puzzle hat sich eines zum anderen gefügt und das Bild immer deutlicher werden lassen. Ich bin im Emsland aufgewachsen, da ist „Bio“ bis heute kaum angekommen, weil man sich auf dem Lande grundsätzlich als im Einklang mit der Natur wähnt. Zudem hatte ich Vorbehalte: Ökos waren dort und damit auch für mich die mit den Walle-Walle-Kleidern und großen Holzknöpfen und rauchten Joints. Damit konnte ich mich nicht identifizieren. Es brauchte verschiedene Stationen (7 Bundesländer) in meinem Leben, um andere Arten von nachhaltigem Leben und Engagement kennenzulernen und meinen Weg zu finden.
Das Wort Trend im Kontext Nachhaltigkeit zu lesen, irritiert mich. Trends sind aus meiner Erfahrung große Feinde der Nachhaltigkeit. Besonders bei der Produktion, wie in der Modebranche, weshalb ich dazu einen Vortrag konzipiert habe. Trend bedeutet ja, dass etwas einem aktuellen Zeitgeist entspricht und dann wieder endet und ver- oder weggeworfen wird. Statt Produkttrends und Obsoleszenz, brauchen wir ein Zurück zum Prinzip der langlebigen, ästhetischen und wertgeschätzten Lieblingsteile.
Zur aktuellen Situation in der IT-DBranche kann ich aber sagen, dass dort Nachhaltigkeit leider bisher keine große Rolle spielt, zumindest nicht intrinsisch motiviert. Manche hoffen offenbar, dass es ein Trend ist, der vergeht und keine Veränderung und Bewegung notwendig ist.
Über 15 Jahre habe ich in der produzierenden, mittelständischen Wirtschaft gearbeitet. Dort sind nachhaltige Themen offensichtlich und greifbar. Seit 2 Jahren bin ich aber für einen IT-Dienstleister tätig. IT-Spezialisten sind meiner Erfahrung nach seltener an Ökologie interessiert, vielleicht weil sie sich eine autark funktionierende, scheinbar vollkommen beherrschbare, von der Natur losgelöste Welt geschaffen haben.
Meine größte Herausforderung ist also, geduldig zu sein und mich von meinen Erwartungen, die ich in den letzten Jahren durch meine Öko-Bubble gebildet habe, Abstand zu nehmen. Ich muss stattdessen auf die Mitarbeitenden zugehen und vergleiche es immer mit einem Boot, das nicht in der Mitte des Flusses schwimmen und erwarten kann, dass die Leute aufspringen. Stattdessen muss ich ans Ufer fahren und sie nacheinander dort abholen, wo sie stehen.
Und dann gibt es immer die erfreulichen Erfahrungen durch neue Kolleg:innen, die schon nachhaltiges Bewusstsein und Energie mitbringen und so zum Wandel beitragen. Eigentlich also wie bei allen Change Prozessen.
Digitale Kommunikation wird ein wichtiger Baustein der nachhaltigen Zukunft sein: Homeoffice, globale Online-Konferenzen, (I)IoT, durch die z.B. Energie intelligent und sparsam eingesetzt werden kann, all das wäre nicht möglich. Von daher ist es eine Zukunftsbranche, die aber bisher vor allem ihren Nutzen fokussiert. Den erheblichen Energieverbrauch z.B. durch Datenspeicherung (Cloud) und Ressourcenverbrauch durch Hardwareproduktion hat sie noch nicht so sehr im Blick. Hier ist noch ein Bewusstseinswandel notwendig. Wir können auch als Teil unseres Netzwerkes, z.B. durch Einkaufsrichtlinien, auf unsere Lieferkette (Provider) einwirken und so hoffentlich einen Dominoeffekt erzeugen. Ich sehe darüber hinaus auch jede:n Mitarbeitende:n als Botschafter:in an, Veränderung ins Private zu tragen.
Der Wunsch, eine nachhaltige Alternative zu „Prinzessin Lilifee“ & Co. zu schaffen und Kinder früh mit Nachhaltigkeit und Toleranz in Berührung zu bringen.
Ich war eine grüne Gründerin und musste nach 7 Jahren aufgeben. 2012 war ich noch etwas zu früh, die Akzeptanz und ein Netzwerk fehlten. Z.B. habe ich keinen Vertriebler gefunden, der ein nachhaltiges Sortiment anbot und inhaltlich hätte vertreten können. Produktionsinfrastrukturen in Deutschland musste ich neu schaffen. Kompromisse wollte ich nicht eingehen und keine Zugeständnisse bei der Nachhaltigkeit machen. All die Mehrwerte, die in den Produkten enthalten waren, schlugen sich auf die Preise nieder, die vom Markt nicht nachvollzogen werden konnten. Ganz oder gar nicht, war damals meine Devise. Damit habe ich viel Geld verloren. Heute hilft mir diese Erfahrung, auch kleine Erfolge und Schritte wert zu schätzen.
Glaube an eine ganzheitlich nachhaltigere, gerechtere, sinnvollere Welt und an die Entwicklungsfähigkeit der Menschheit. Hab das gesamte, hochkomplexe 360°-Bild im Blick, erkenne die verschiedensten Bedürfnisse und Interessen. Denke dabei an den Handwerkerspruch für Schrauben: „Fest – fester – ab.“, wenn Du versucht bist, zu viel Druck auszuüben. Trainiere Deine Frustrationstoleranz und gib nicht auf. Dein Tun kann der entscheidende Tropfen sein.
BahnCard 100 für lange Strecken, Fahrrad für kurze Strecken, Bekleidung, Möbel und Technik kaufe ich nur gebraucht und in hoher, langlebiger Qualität. Ich schaue keine Werbung und überlege vor jedem Kauf: will ich das nur oder brauche ich das? Ich ignoriere Trends und lebe nach meinem eigenen Stil. Vegetarische Lebensmittel, Reinigungsmittel und Kosmetik kaufe (fast) nur Bio, überwiegend von Familienbetrieben und (fast) in kleinen, regionalen Läden (nie bei Discountern). Urlaub mache ich möglichst regional. Wir ziehen im August in ein energieautarkes Haus, wo wir (noch mehr) Gemüse anbauen können. Ich investiere in nachhaltige Branchen. Etc.
Die feste Überzeugung, dass wir zurück in den Einklang mit der Natur müssen. Spätestens seit: „Macht Euch die Erde untertan“ sind wir falsch abgebogen und sollten diese Überzeugung durch: „Wir alle sind ein Teil der Natur.“ ersetzen.
Ich würde mir von der Wirtschaft an sich ein grundsätzliches Umdenken wünschen: Gesundes, nachhaltiges und lebensnotwendiges (gesundes Essen, nachhaltige Bekleidung, Wohnen, Gesundheit, Bildung, öffentliche Mobilität, Kommunikation) gering oder gar nicht besteuern und ggf. (übergangsweise) fördern. Auf der anderen Seite ungesundes, schädliches und nicht notwendiges stark besteuern, bzw. (Umwelt-/ Gesundheits-) Folgekosten einbeziehen und keinesfalls fördern.