Sprecherin und Projektleiterin Ökologischer Verkehrsclub VCD e.V.
Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätbildung sowie Projektleiterin von „DIY: Verkehrswende selber machen“, Ökologischer Verkehrsclub VCD e.V
Jahrgang: 1977 | Geschäftssitz: Berlin
Anika Meenken ist verkehrspolitische Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätsbildung beim gemeinnützigen, ökologischen Verkehrsclub VCD und seit 15 Jahren für eine nachhaltige Verkehrswende aktiv. Sie studierte Biologie, Journalismus sowie betriebliches Umweltmanagement und -ökonomie. Nach ihrem Studium sammelte sie bei Greenpeace erste berufliche Erfahrungen in einer internationalen Meereskampagne und dann in der Kinder- und Jugendabteilung.
Beim VCD setzt sie sich dafür ein, dass umwelt- und sozialverträgliche Mobilität in unserer Gesellschaft verankert und gestärkt wird. Die Fokusse ihrer Aufgabenbereiche sind bundespolitische Lobbyarbeit im Bereich Nahmobilität, Projektleitung verschiedener Drittmittelprojekte, Presse-, Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit. Sie ist u.a. Mitglied im Bund-Länder-Arbeitskreis Radverkehr des Bundesverkehrsministeriums, im Vorstandsausschuss des Deutschen Verkehrssicherheitsrats „Kind und Jugend“ und in der Jury des „Deutschen Fahrradpreis“ sowie des „VCÖ-Mobilitätspreis“.
Als fast Niederländerin (= Ostfriesin) ist sie von klein an mit dem Fahrrad unterwegs. Das ist auch, was sie antreibt: aktive Mobilität von Anfang an verankern und sichere Rahmenbedingungen schaffen, damit möglichst viele Menschen zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs sein können. Denn nur so kann eine nachhaltige Verkehrswende gelingen.
Speakerin | Moderatorin | Workshops/Seminare/Lehrveranstaltungen für Kinder Jugendliche, junge Erwachsene und Multiplikator*innen (Bereich Kita, Sekundarstufe II und II sowie Berufs- und Hochschule, Unternehmen) | Gast bei Diskussionsrunden | Mentorin
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Ich setze mich für eine ökologische und sozialgerechte Verkehrswende ein, damit mehr Menschen auf den Umweltverbund (hier v.a. auf das zu Fuß gehen und das Radfahren) statt das Auto setzen. Das bedeutet zum einen, dass ich bundespolitische Lobbyarbeit für gute Rahmenbedingungen für den Fuß- und Radverkehr mache. Also gute gesetzliche Bedingungen und ausreichend finanzielle Mittel einfordere, damit es sichere, komfortable Fuß- und Radverkehrsnetze in der Stadt und auf dem Land gibt, auf denen sich alle Menschen von jung bis alt gerne fortbewegen.
Zum anderen mache ich mich stark für eine lebenslange, nachhaltige Mobilitätsbildung von Anfang an. Das heißt: Kinder, Jugendliche und Erwachsene erleben wiederholt die Vorteile einer nachhaltigen Mobilität. In diesem Bereich arbeite ich mit Eltern, Erzieher*innen, Lehrkräften, Ausbildungsbetrieben und Erwachsenen und konzipiere didaktische Konzepte und Materialien für diese Multiplikator*innen. Darüber hinaus arbeite ich auch direkt mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, in dem ich in Kitas, Schulen und Universitäten Workshops, Vorlesungen und Seminare gebe.
Bereits während des Biologiegrundstudiums hat mich mein Interesse am Klima- und Umweltschutz zu einem jahrelangen, ehrenamtlichen Engagement bei Greenpeace geführt. Nach meinem Studium durfte ich bei dieser Umweltschutzorganisation erste berufliche Erfahrungen, zuerst in einer internationalen Meereskampagne und dann in der Kinder- und Jugendabteilung, sammeln.
Der Einstieg in das Thema nachhaltige Mobilität ergab sich über eine Fahrradjugendkampagne beim VCD und setzte sich fort, in dem ich verschiedene Drittmittelprojekte zum Radverkehr und/oder Mobilitätsbildung akquirieren und leiten durfte. Seit vier Jahren bin ich Sprecherin, also Referentin, für dieses Themenfeld und setze mich dafür ein, eine umwelt- und sozialverträgliche Mobilität in unserer Gesellschaft zu verankern und zu stärken.
Am Anfang meiner „Nachhaltigkeitskarriere“ stand der Tierschutz: Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr Vegetarierin. Auslöser hierfür war eine Reportage zu Schlachthäusern. Über das Thema Tierschutz bin ich dann zum Umweltschutz gekommen und darüber vertiefend zur nachhaltigen Mobilität. Einen echten Change-Moment gab es bei mir weniger, eher eine fortschreitende, alle Lebensbereiche durchdringende „Ökoisierung“.
Immer mehr Menschen in Städten, aber auch Dörfern realisieren, dass die Straße vorm Haus mehr ist als nur eine Fahrbahn oder ein Parkplatz für Autos. Mit einer entsprechenden Gestaltung kann sie ein zweites Wohnzimmer sein – zum Entspannen, Reden, Entdecken und Spielen. Diese lebenswerte Straße, oder größer, lebenswerte Städte, sind definitiv ein großer Trend, für den es einer Reduzierung des privaten Pkw-Besitzes bedarf, um zu einem leiseren, sauberen und sicheren Wohn- und Lebensort zu kommen, mit viel Platz für Fuß- und Radverkehr, spielende Kinder und nachbarschaftlichen Austausch.
Ich mache das an den vielen Bürgerbegehren und Graswurzel-Bewegungen zur Verkehrswende fest, wie den über lokalen 50 Radentscheiden, 200 Familienfahrraddemos sog. „Kidical Mass“ im April und zahlreichen Tempo 30-Inititativen in ganz Deutschland. Damit Menschen aber aufs eigene Auto verzichten möchten und können, braucht es gute Alternativen. D.h. v.a. einen komfortablen, günstigen und sicheren Umweltverbund, wie Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr sowie die gesamte Palette von Sharing-Angeboten (Car-, Bike-, E-Scooter-).
Das ist auch die Verknüpfung zum nächsten wichtigen Trend in meinem Arbeitsbereich: Multimodalität, die Verbindung verschiedener Verkehrsträger miteinander, um für jeden Weg das optimale Verkehrsmittel zu finden.
Um seine Mobilität zu verändern, muss man lang einstudierte und geübte Verhaltensmuster anpassen und durchbrechen. Wie bei allen Gewohnheiten ist das ein oft langer und anfangs unbequemer Prozess. Bei der Verkehrswende betrifft das nicht nur den oder die einzelnen, sondern bedingt eine gesamtgesellschaftliche Transformation. Dass diese nicht einfach ist, zeigt folgendes Beispiel:
Nach einer Umweltbewusstseinsstudie des Bundesumweltministeriums möchte eine große Mehrheit der Deutschen nicht mehr so stark auf das Auto angewiesen sein und wünscht sich eine Stadtentwicklung, die die Alternativen zum eigenen Auto stärkt. Wenn es dann aber um die Abschaffung des „eigenen“ Parkplatzes vor der Haustür geht (es ist ja meist öffentlicher Raum, der allen gehört, und nicht wirklich ein eigener Parkplatz), gibt es lokal eine große Protestwelle. Eine typische „Nimby-Reaktion“ (Not in my backyard).
Das ist eine der größten Herausforderungen: alle Menschen bei dieser Transformation mitzunehmen, betrifft ja nicht nur den Verkehr, sondern alle Lebensbereiche, die im Sinne der Nachhaltigkeit verändert werden müssen.
20 Prozent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland stammen aus dem Verkehrssektor – der größte Teil von Pkw, Lkw und Bussen. Fahrzeuge sind zwar effizienter geworden, doch der zunehmende Straßenverkehr sowie schwere und leistungsstarke Autos heben alle Effizienzgewinne auf. Daher braucht es neben technischen Neuerungen vor allem Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf umweltverträgliche Verkehrsmittel und um die Klimakrise zu bewältigen. Das Ziel der Bundesregierung ist es ja, Deutschland bis 2045 treibhausgasneutral zu machen, damit das globale Ziel des Pariser Abkommens erreicht wird, die Erderwärmung auf nicht mehr als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Doch unsere Mobilität heizt nicht nur das Klima auf, sie hat auch weitere gesundheitsschädliche Auswirkungen durch Lärm sowie Schadstoffe wie Feinstaub und Stickstoffdioxid. In Ballungsräumen ist hier der Verkehr ein großer Verursacher für diese Luftschadstoffe und für rund 45 Prozent der Stickstoffoxide und circa 20 Prozent des Feinstaubs verantwortlich. Jedes Jahr sterben laut EU-Umweltagentur schätzungsweise 300.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig durch die Belastung ihrer Umgebungsluft mit Feinstaub, unter ihnen Zehntausende in Deutschland.
Unterm Strich gibt es also sehr viele negative Folgen unserer Mobilität. Für mich wird damit sehr deutlich, dass wir ganz dringend eine nachhaltige Verkehrswende brauchen. Also einen attraktiven und sicheren Umweltverbund mit integrierten Sharing-Angeboten und deutlich weniger privaten Autos, damit es in unseren Städten und Dörfern mehr Lebensqualität gibt.
Angesichts der enormen Herausforderungen wie Klima- und Biodiversitätskrise und zunehmender Ressourcenknappheit nicht den Mut zu verlieren und darüber hinaus eigene Mitgestaltungsmöglichkeiten zu erkennen und wahrzunehmen. Denn aufgeben ist keine Option und jede*r ist Teil des Problems und damit auch der Lösung. Das betrifft zwar besonders die älteren Generationen, die hier leider sehr viel versäumt haben, aber auch die Jüngeren treffen jeden Tag nachhaltige oder eben umweltschädliche Entscheidungen.
Mir persönlich macht Mut, dass ökologische und soziale Lösungen sehr oft auch wirtschaftlich attraktiv sind. Immer mehr Unternehmen begreifen das und richten ihr Geschäftsmodell darauf aus. Sobald wir alle die Vereinbarkeit der drei Nachhaltigkeitssäulen verinnerlicht haben, wird es auch einfacher sein, die vielfältigen Umwelt- und sozialen Probleme zu lösen.
Wie anfangs beschrieben, bin ich über Tierschutz/Vegetarismus zum Umweltschutz gekommen. Das heißt, als Familie achten wir darauf, kein bis wenig (aber hochwertiges) Fleisch sowie saisonal und möglichst regional erzeugte Lebensmittel zu konsumieren. Unsere Mobilität gestalten wir weitgehend autofrei (mit gelegentlichem Car-Sharing) und nutzen den Umweltverbund als Alltagsverkehrsmittel. In den Urlaub fahren wir meistens mit der Bahn, nutzen das Flugzeug so selten wie möglich nur auf Strecken über 1000 km und kompensieren die entstandenen Emissionen bei atmosfair oder myclimate. Darüber hinaus machen wir das, was nachhaltig ist und ganz einfach umzusetzen ist: Ökostrom und grüne Finanz-, Vorsorge- und Versicherungsdienstleister nutzen.
Meine größten inneren Antreiber sind wohl Fragen der Gerechtigkeit. Im Mobilitätsbereich sind das die Ungerechtigkeiten, die durch die jahrzehntelang autogerechte Stadtplanung entstanden sind. Das Auto wurde bei der Verteilung von Geld und Flächen sowie in der Ausgestaltung von Gesetzen bevorzugt und das Ergebnis sind autogerechte Städte.
Das ist nicht nur unfair für diejenigen, die selbst kein Auto besitzen und stattdessen die anderen Verkehrsmittel nutzen, die aber meist durch die autozentrierte Förderung weniger Platz haben und weniger sicher und komfortabel sind. Flächenungerechtigkeit und Umweltbelastung wie Lärm und andere Schadstoffe und Treibhausgase, die die Klimakrise durch zu viele Autos verstärken, sind ein Problem für alle Menschen.
Darüber hinaus bin ich jemand, der gerne mitgestaltet, um Probleme zu lösen. Gerade Synergien zu suchen und zu finden, die sich mit anderen Themenbereichen und Personenkreisen ergeben können, sind für mich sehr motivierende Momente. Daher bin ich auch so froh, Teil des Futurewoman-Netzwerks zu sein.
Verkehrsminister Wissing setzt sich für Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit ein (mit Ausnahme von Tempo 50 für ausgewählte Hauptverkehrsstraßen). Denn durch Tempo 30 gibt es weniger Verkehrstote und Schwerverletzte sowie geringeren Verkehrslärm und dafür mehr Platz und Lebensqualität in unseren Städten und Dörfern.