Programmleiterin oekom verlag
Programmleiterin oekom verlag
Jahrgang: 1987 | Geschäftssitz: München
Laura Kohlrausch verantwortet seit 2023 als Programmleiterin das Buchprogramm des Münchner oekom verlags, einem Buch- und Zeitschriftenverlag für Ökologie und Nachhaltigkeit.
Nach ihrem Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft sowie Romanistik in München und Córdoba promovierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität zur lateinamerikanischen (Post)Moderne. Sieben Jahre arbeitete sie in Wissenschaft und Lehre, bevor sie 2013 den Weg ins Verlagswesen fand. Beim oekom verlag war sie in verschiedenen Positionen in der Öffentlichkeitsarbeit und im Sachbuchlektorat tätig. Ab 2020 führte sie dort das Sachbuch-Team. Heute leitet sie das Lektorat und die Buchherstellung als Programmleiterin.
nachhaltige Buchherstellung | Kommunikation nachhaltiger Themen | Storytelling | Lektorat und Verlagswesen
Podcasts | Panels | Podiumsdiskussionen | Speakerin | Moderatorin
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oekom ist ein Verlag, der auf nachhaltige Themen spezialisiert ist. Seit über 35 Jahren wird dort alles publiziert, was sich mit Nachhaltigkeit und Ökologie beschäftigt – in 12 Zeitschriften und über 60 Büchern pro Jahr. Wir sind stolz, dadurch unseren Beitrag zu leisten für den nötigen Wandel – denn nur, wer informiert ist, kann auch entsprechend wählen, sein eigenes Leben umstellen, sich ehrenamtlich engagieren oder politisch aktiv werden. Es wird viel darüber gesprochen, dass wir als Gesellschaft nicht vom Wissen ins Handeln kommen – oft liegt das daran, dass wir das Wissen nicht richtig verpackt bekommen. Das ist unser Metier.
Durch unsere Publikationen wollen wir auf die massive Gefahr der fortschreitenden Umweltzerstörung aufmerksam machen und zugleich mit positiven Beispielen und Lösungsvorschlägen Hoffnung wecken und Veränderung anstoßen. Mein Team und ich schaffen so eine Plattform für Autor:innen aus den verschiedensten Disziplinen, um Ihre nachhaltigen Erkenntnisse in die Welt zu tragen. Wir steuern das Handwerk und die Erfahrung bei, um diese Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Mit einer Mischung aus glücklichen Zufällen und dem Vertrauen, das mir Menschen entlang des Weges geschenkt haben. Und mit viel Lesen!
Nachhaltigkeit hat auf einer persönlichen Ebene schon immer eine Rolle in meinem Leben gespielt, mitgegeben aus meinem Elternhaus. Als Literaturwissenschaftlerin glaubte ich jedoch lange, dass dieses Thema mit meinem Berufsfeld nichts zu tun habe und rein persönlich bleiben würde – in Entscheidungen darüber, was ich esse, wie ich mich bewege und wen ich wähle.
Dann bin ich auf den oekom verlag gestoßen, und mir wurde klar, was ich heute völlig offensichtlich finde: Medien sind ein zentraler Baustein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Wie wir über die Welt und unsere Rolle darin sprechen, wie wir Erkenntnisse aus der Wissenschaft weitergeben und mögliche Zukünfte imaginieren, hat einen erheblichen Einfluss darauf, ob wir den erforderlichen Wandel herbeiführen können. Da fügten sich meine Kompetenzen wie ein Puzzlestück hinein.
In der Buchbranche werden jedes Jahr Millionen von Produkten produziert. Entsprechend viele Hebel gibt es, nachhaltiger zu wirtschaften. Noch vor wenigen Jahren wurden beispielsweise fast alle Bücher einzeln in Plastikfolie eingeschweißt, heute verzichten die meisten Verlage darauf. Dazu gibt es Bemühungen, Bücher und Zeitschriften durch Emissionshandel vermeintlich "klimaneutral" herzustellen – hier gibt es noch viel Aufholbedarf, denn die Probleme des klassischen Emissionshandels liegen auf der Hand. Auch über unseren primären Rohstoff, das Papier, wird viel gesprochen – von Recyclingpapier über Cradle-to-Cradle bis hin zu Nischenprodukten wie Graspapier und Milchpapier. Fakt ist aber auch, dass in unserer Branche wie in den meisten anderen viel Greenwashing betrieben wird. Wir versuchen hier gegenzusteuern, indem wir zum Beispiel den "Blauen Engel für Druckerzeugnisse" mit auf den Weg gebracht haben, an dem Lesende verlässlich erkennen können, dass ein Buch oder eine Zeitschrift wirklich nachhaltig produziert ist.
Inzwischen werden wir als Vorreiter regelmäßig innerhalb der Branche zu Vorträgen, Interviews und Beratungsgesprächen eingeladen, sind aktives Mitglied der IG Nachhaltigkeit des Deutschen Börsenvereins und treffen auf Kolleg:innen, die etwas verändern wollen. Das gibt mir Hoffnung.
Das Bewusstsein, dass ein Buch nicht nur an seinen Inhalten gemessen werden kann, sondern als physisches Produkt auch an seinen Produktionsbedingungen, ist noch sehr gering, bei Lesenden und auch Autor:innen, die sich für den einen oder anderen Verlag entscheiden. In der Lebensmittelbranche etwa sind den Kund:innen die Vorteile biologisch erzeugten Essens klar und sie sind daher bereit, mehr dafür zu zahlen. Das fehlt uns in der Buchbranche noch. Wir gehen diese Herausforderung an, indem wir kontinuierlich kommunizieren und aufklären.
Lesen öffnet den Horizont. Genau das braucht eine nachhaltigere Welt. Wir müssen verstehen, wie wir in natürliche Zusammenhänge eingebunden sind und wie unsere Handlungen den Planeten beeinflussen – und umgekehrt, was uns für eine Welt erwartet, wenn wir diesen oder jenen Pfad einschlagen.
Vom Wissen ins Handeln kommen wir durch Emotionen. Eine komplexe Tabelle mit Wetterdaten der letzten 50 Jahre sagt mir als Mensch erstmal nicht viel. Erst, wenn sie in einen Kontext eingebettet wird, in eine Narration, die mir sagt, wo diese Temperaturen herkommen und was sie für mein Leben und das meiner Liebsten bedeuten, dann werde ich auf diese Daten reagieren. Narration und Wissensvermittlung ist ein Handwerk mit langer Tradition – diese Tradition für Nachhaltigkeit einzusetzen und ihr damit Sichtbarkeit zu geben ist unsere Arbeit.
Ich glaube, es wäre geradezu vermessen, der jungen Generation etwas in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben zu wollen, schließlich beweisen junge Menschen täglich, wie viel ernster sie das Thema nehmen als die Generationen vor ihnen. Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen!
Ich bin ein großer Fan von Fahrradreisen und verbringe meine Urlaube oft mit Zweirad und Zelt. Zuhause stelle ich viel selbst her – vom Essen bis zur Kleidung – und setze auf Secondhand. Auch schenken, helfen und gärtnern, also einfach mal aus der kapitalistischen Logik auszusteigen, tut mir gut.
In der Arbeit sind wir vom Biotee über den Ökostromanbieter bis zur Unterstützung einer Streuobstwiese komplett ökologisch aufgestellt, da arbeitet es sich mit gutem Gewissen.
Die Freude darüber, am Ende der Woche zurückblicken zu können und ein winziges Quäntchen dazu beigetragen zu haben, dass Dinge sich in die richtige Richtung bewegen. Und der Austausch mit den Autor:innen, die mir jeden Tag etwas Neues beibringen.
"Bücher über eine nachhaltige Zukunft werden überflüssig: Die Dekarbonisierung ist gelungen, die Klimakrise abgewendet und unsere Lebensweise komplett regenerativ."