Wissenschaftlerin und Leiterin des Geschäftsfeldes Energiepolitik, Fraunhofer ISI
Wissenschaftlerin und Leiterin des Geschäftsfeldes Energiepolitik, Fraunhofer ISI (Institut für Systems- und Innovationsforschung)
Jahrgang: 1987 | Geschäftssitz: Karlsruhe
Heike Brugger ist Leiterin des Geschäftsfelds Energiepolitik im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe. Ihre derzeitigen Arbeitsschwerpunkte beinhalten das Design und die Evaluierung von energie- und klimapolitischen Instrumenten und Maßnahmen insbesondere im Bereich der Energieeffizienz, der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz sowie die Modellierung der Energieverbrauchsentwicklung in privaten Haushalten. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt in der Analyse von und Beratung für lokale Energie- und Klimapolitik.
Sie studierte Politikwissenschaft, Mathematik und Physik an der Universität Konstanz und promovierte 2017 an der Universität Konstanz am Fachbereich für Politik- und Verwaltungswissenschaften mit dem Schwerpunkt der lokalen Energiepolitik und der Netzwerkanalyse. Als Gastwissenschaftlerin war sie an der University in Arizona sowie an der Grenoble Ecole de Management in Frankreich. Heike Brugger lehrt von Zeit zu Zeit an der Universität Konstanz sowie der Zeppelin Universität in den Bereichen (lokale) Klima- und Energiepolitik sowie der Netzwerkanalyse.
Energiewende | Energiepolitik | Digitalisierung | KI | Green IT und Energie | gerechte & nachhaltige Energiewende | New Work in Science
Gast bei Diskussionsrunden | (Podcast-)Interviewpartnerin | Speakerin | Fachautorin | Wissenschaftliche Begleitung
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Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und leite hier das Geschäftsfeld Energiepolitik. Meine Arbeit befindet sich an der Schnittstelle zwischen Forschung und (Politik-)Beratung. Einerseits erforschen wir in länger angelegten Forschungsprojekten neue Grundlagen, beispielsweise wie man Veränderungen der Energienachfrage durch (gesellschaftliche) Trends wie die Digitalisierung oder die Kreislaufwirtschaft modellieren kann. Andererseits beraten wir auf Basis dieser wissenschaftlichen Grundlagen sowohl die Politik als auch die Wirtschaft. Im Moment beraten wir beispielsweise die Ministerien konkret dazu welche politischen Maßnahmen in den unterschiedlichen Sektoren erforderlich sind um die (neuen) Ziele des Klimaschutzgesetzes zu erreichen.
Ich liebe es komplexe Fragen zu stellen und diesen auf den Grund zu gehen, Muster zu erkennen in scheinbar chaotischen Dingen, Neugierde vor Bequemlichkeit zu stellen, täglich Neues zu lernen und die Grenzen meiner Komfortzone zu erweitern. Die Wissenschaft ist für mich ein idealer Ort um dies alles zu vereinbaren. Gleichzeitig war es mir nach meinem sehr theoretischen Studium der Mathematik, Politikwissenschaft und Physik und meiner Promotion wichtig anwendungsorientiert zu arbeiten. Fragen zu stellen und zu beantworten, die uns als Gesellschaft weiterbringen. Einen kleinen, aber praktischen Beitrag zum Gelingen einer nachhaltigen und sozial gerechten Energiewende zu leisten. All dies lässt sich in meiner derzeitigen Position wunderbar verknüpfen.
Nachhaltigkeit hat für mich schon immer eine wichtige Rolle gespielt, wenn auch eher unbewusst. Mit neun Jahren habe ich mit meiner großen Schwester gewettet, dass ich mit 18 lieber eine Pferdekutsche als ein Auto haben werde. Das mit der Kutsche hat nicht ganz geklappt, aber ich kutschiere nun meinen Hund mit dem Fahrradanhänger durch die Stadt. Nah dran also :)
Im Bereich Energie(-politik) wird immer auch über bestimmte Technologien als 'Heilsbringer' für die Energiewende gesprochen. Derzeit ist Wasserstoff so ein Beispiel, aber auch die Digitalisierung mit allen ihren Facetten. Letztendlich wird es nicht ohne einen Dreiklang aus Änderung der Produktions- und Konsumstrukturen in Richtung Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und dem sehr bewussten Einsatz von Technologien zur Erzeugung erneuerbarer Energie gehen. Die Digitalisierung kann und muss hier einen sehr wichtigen Beitrag für die Gestaltung unseres zukünftigen Energiesystems leisten. Sie ist allerdings bei weitem kein Garant und Selbstläufer für die Nachhaltigkeit und die Erreichung unserer Ziele.
Die Fraunhofer Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 klimaneutral zu werden. Unsere eigene Tätigkeit am Institut kann als klassische Bürotätigkeit bezeichnet werden. Wir haben daher in vielerlei Hinsicht einfacherer Bedingungen für die Erreichung der Klimaneutralität als andere Branchen. Herausforderungen bestehen insbesondere bei der Umstellung Gebäudeversorgung und bei der Mobilität der Wissenschaftler*innen. Als gemeinnützige und teilweise öffentlich geförderte Gesellschaft unterliegen wir in vielen Bereichen den Auflagen des öffentlichen Sektors. Daher müssen die eigenen Ambitionen an Klimaneutralität mit einer Umgestaltung des öffentlichen Sektors einhergehen. So gibt die Fraunhofer Gesellschaft unter anderem die dringliche Handlungsempfehlung, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit das Prinzip der Wirtschaftlichkeit im öffentlichen Sektor ersetzt, um Mehrinvestitionen für klimaneutrale/-positive Gebäude und Technologien zu ermöglichen. Als Wissenschaftler*innen setzen wir uns immer intensiver mit dem Thema auseinander wie viel und welche Reisetätigkeit tatsächlich notwendig und systemdienlich sind. Hier hat Corona einen großen Anstoß geliefert die bestehende Reisetätigkeit kritisch zu hinterfragen.
Als angewandtes Forschungsinstitut forschen wir an der Schnittstelle zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Als unabhängige Forschungseinrichtung bilden wir hier eine extrem wichtige Brücke zwischen diesen Bereichen. Konkret bedeutet dies, dass wir als Institut strategische Beratung leisten für Innovation und Transformation auf dem Weg in eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Zukunft und somit auch den öffentlichen Diskurs in diesen Bereichen mit prägen. Wir beraten beispielsweise politische Akteure (wie beispielsweise Ministerien auf Länder-, Bundes- und EU-Ebene), wissenschaftliche Akteure und gesellschaftliche Akteure (beispielsweise Stiftungen und ThinkTanks) und haben hierbei stets die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen im Blick.
Ich glaube ehrlich gesagt, dass es eher anders rum sein müsste. Die junge Generation ist in vielen Bereichen schon sehr viel weiter als wir und wir könnten uns ein gutes Beispiel an ihnen nehmen. So ernährt sich meine Tochter beispielsweise ausschließlich vegan. Das hat bei uns zu viel Beschäftigung mit dem Thema gesunder und nachhaltiger Ernährung geführt.
Schon lange bin ich fast ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Dennoch hat es mich Überwindung gekostet mein Auto zu verkaufen. Nun bin ich so froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Die Kombination aus Fahrrad(-anhänger) für den Alltag und Carsharing für besondere Anlässe ist für mich perfekt. Und ich habe eine Sache weniger für die ich Verantwortung übernehmen muss, dies lässt mir wieder mehr Zeit und Budget für nachhaltigere Themen.
Mich treibt das Wissen an, dass wir nach wie vor die Wahl haben wie wir unseren Planeten den zukünftigen Generationen hinterlassen. Unsere jetzigen Entscheidungen werden einen sehr großen Einfluss darauf haben, wie lebenswert unser Planet in Zukunft sein wird. Auch wenn das ein oder andere Ziel nicht mehr erreichbar erscheint, ist jeder Schritt in eine nachhaltige Zukunft nicht vergebens, sondern extrem wichtig um schlimmeres zu verhindern.
Sensation bei der COP in Glasgow: UNFCC Mitgliedsstaaten einigen sich auf weltweiten Emissionshandel mit ambitionierten Reduktionspfaden.