Co-Founder und Chief Product Officer share GmbH
Aktuell Co-Founder und Chief Product Officer, bei share GmbH in Berlin | Früher Forschung zu finanzieller Entwicklung in Schwellenländern (empirisch) v.a. Indien, Unternehmensberater bei NGOs und Konsumgüterunternehmen
Jahrgang: 1988 | Geschäftssitz: BerlinWork
Ausbildung
Sozialunternehmertum | Entwicklungsländer Ökonomie (v.a. Südasien) | Entwicklungszusammenarbeit | Lebensmittelindustrie | Kreislaufwirtschaft | Kunstoffrecycling v.a. für Verpackungen | Produktentwicklung in der Konsumgüterindustrie | Soziale Marktwirtschaft
Diskussionsrollen und -formaten
#startup #ernährung #socialbusiness #hygiene #handel
Ich habe mit share ein Sozialunternehmen gegründet, dass ein Vorbild für Sozialunternehmertum in Europa sein will. Wir spenden für jedes gekaufte share Produkt ein gleichwertiges Produkt an einen Menschen in Not und machen transparent, was der Impact jedes einzelnen von uns im Alltag sein kann. Aktuell erreichen wir damit alle drei Sekunden einen Menschen – in Deutschland und auf der ganzen Welt!
Gleichzeitig ist share aber auch im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit aktiv dabei, den Wandel mitzugestalten, z.B. haben wir 2018 die erste 100% recycelte Mineralwasserflasche in Deutschland auf den Markt gebracht.
Wie so oft fügen sich die Punkte oft erst im Nachhinein zusammen: Ich habe schon in der Schule in einem Startup-Wettbewerb mitgemacht und mit der Idee eines kombinierten Essenslieferservice den Landeswettbewerb gewonnen. An der Uni habe ich mich dann angefangen viel für Sozialunternehmertum zu interessieren, Konferenzen und Aktionen zu organisieren und mich auf Entwicklungsländer spezialisiert.
Gefühlt fehlten mir aber noch manche Werkzeuge und nach weiteren Stationen in der Konsumgüterindustrie und bei großen NGOs, sowie einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt in Indien, konnte ich mit share alle Erfahrungen zusammenführen: Sozialunternehmertum, Lebensmittelindustrie, direkte Hilfe und Einsatz über Unternehmertum.
Soziale Nachhaltigkeit hat mich schon interessiert seit ich mit meinem damaligen Freund in der Schule – er ist Sozialarbeiter und Pädagoge – zum ersten Mal mit sozial benachteiligten Menschen, vergessenen und verdrängten Lebensläufen zusammenkam. Nach einer gemeinsamen Reise nach Asien ging mir die Fragen nicht mehr aus dem Kopf: Warum leben so viele Menschen auf der Welt in Umständen, die wir in Deutschland vor 70 Jahren kannten, warum ist der Fortschritt dort nicht angekommen? Warum gibt es soziale Ungleichheit? Und wie kommen wir von dem einen an den anderen Punkt, ohne dabei unsere Umwelt zu zerstören?
Als Herstellerin und Entwicklerin von Konsumgütern komme ich aktuell vor allem mit dem Thema der Nachhaltigkeit von Verpackungen in Kontakt. Alle unsere Produkte sind ökologisch angebaut und in Europa produziert, aber die Verpackung ist etwas, worüber wir uns erst seit kurzem Gedanken machen. Was können wir hier tun? Was bedeutet Nachhaltigkeit bei Wertstoffen wirklich? Das sind Fragen, die aktuell die Branche (zum Glück) stark umtreiben.
Wir haben aktuell vor allem mit zwei Herausforderungen zu kämpfen: Zum einen schaffen wir es als Hersteller*innen nicht, große und skalierbare Kreisläufe ohne die Hilfe von sinnvoller Regulierung zu bauen. Dazu fehlt einfach die Koordination der verschiedenen Industrieteilnehmer*innen – von Rohstoffhersteller*innen, bis hin zu Recycler*innen. Wir versuchen diesen Themen zum Teil durch Industriekooperationen Gehör zu verschaffen, aber es passiert von öffentlicher Seite noch immer nicht genug. Zweitens besteht die Gefahr, dass wir durch den großen Druck auf Kund*innenseite uns zu scheinbar "grünen Lösungen" überreden lassen, die eigentlich nicht nachhaltiger sind, z.b. die flächendeckende Umstellung von Plastik- auf Papiertüten. Auch hier braucht es sinnvolle Regulierung, die die richtigen Anreize für die Industrie geben, damit man für echte Nachhaltigkeit nicht bestraft wird.
Wir können als Start-Up eine spitzere, informiertere, lautere Zielgruppe erreichen, als große Unternehmen. Und wir können schneller sein. Wenn es irgendwo gangbare Lösungen gibt, nehmen wir auch gerne größeres Risiko auf uns, um diese schnell zu testen. Das ist schließlich der "USP Start-up"! Außerdem hat die Lebensmittelbranche eine sehr sichtbare Rolle für Konsumenten und ist selbst groß genug, um auch signifikante Veränderungen in unserer Industrie zu bewirken. Dafür können kleine Unternehmen wie share den Anstoß machen.
Ich habe sowohl in der For-Profit als auch in der Non-Profit Welt gearbeitet. Dabei war ich inspiriert von dem Einsatz und der Vision, die viele NGOs mit sich bringen, aber auch begeistert von dem "Bias for action", die erfolgreiche Unternehmen haben. Schließlich "gibt es nichts Gutes, außer man tut es" (Phrase, aber wahr). Schon seit Jahren habe ich deshalb nach Wegen gesucht, wie man diese beiden Vorteile miteinander verbinden kann. Dazu fehlt dann aber noch das richtige Team und die richtige Idee… als das passte, habe ich nicht lange gezögert.
share ist vielleicht kein klassisches "grünes" Unternehmen, aber unsere Kund*innen verstehen genauso wie wir Nachhaltigkeit als ein umfassendes Konzept. Deshalb versuchen wir so grün zu sein, wie möglich, solange wir damit auch unsere sozialen Ziele erfüllen. Das schwierige daran ist, dass die Welt der ökologischen Nachhaltigkeit sehr komplex ist und man von Kund*innen nicht erwarten kann, dass sie alle Zusammenhänge kennen. Deshalb ist es manchmal schwer auf Wünsche einzugehen, aber auch maximal nachhaltig zu sein, denn vieles, was grün aussieht (z.B. Papier-beschichtete Verpackungen), mehr schadet, als nutzt.
Euren Alltag nachhaltig zu gestalten ist sinnvoll, aber wird nicht ausreichen, um unsere Umwelt zu erhalten. Wir brauchen politische Aktion und müssen vor allem die Leute mitnehmen, für die Nachhaltigkeit noch keine Priorität hat. Dafür müsst ihr auf die Straße, an Petitionen teilnehmen, laut sein und hartnäckig. Nicht einmal die Bahn in den Urlaub nehmen, sondern immer wieder und mit klaren Zielen!
Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit – und unterschreibe jede sinnvolle Petition, die ich finden kann! Abgesehen davon habe ich ein fantastisches Team, dass für unseren Arbeitsalltag ständig nach nachhaltigen Alternativen sucht: vom Reinigungsmittel fürs Büro, bis zur Wiederverwertung von Altpapier zu Notizbüchern!
Gamification! ;-) Aber im Ernst: Die Ergebnisse der eigenen Arbeit zu sehen, ist etwas, was uns alle antreibt. Und ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Leute das sehen könnten und danach ihren Job aussuchen.
BILD: Neues Pfand- und Sortiersystem für alle Konsumgüter Verpackungen beschlossen – endlich kann unser Müll in den Kreislauf, in den er gehört!