• Dr. Gesa Biermann

    Dr. Gesa Biermann

    Co-Founder & CEO Pina Earth

    DigitalisierungStart-upTechnologie & Technik
    Für die Klimaziele ist unser Handeln in den nächsten Jahren entscheidend. Lasst uns Verantwortung dafür übernehmen.

"Wir müssen den Wald endlich bezahlen für seine zahlreichen Leistungen, die er uns bislang einfach schenkt."


Dr. Gesa Biermann

 

Person

Co-Founder & CEO Pina Earth

Jahrgang: 1990 | Geschäftssitz: München

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  • 2017-2021 Dr. Anthropogeographie & Nachhaltigkeit, LMU Geowissenschaften und School of Information, UC Berkeley, USA
  • 2016-2020 Management Team, Center for Digital Technology & Management (CDTM)
  • 2013-2016 Sustainable Resource Management (M.Sc.), TU München
  • 2015-2016 Strategy Consulting Trainee, A. T. Kearney
  • 2014-2015 Co-founder & Vice President 180 Degrees Consulting Munich e.V.
 

THEMEN

Start-up | Gründung | Female Founder | ClimateTech | Waldumbau | CO₂-Märkte | Nachhaltige Ernährung

 

Einsatzgebiete

Speakerin | Moderation | Gast bei Diskussionsrunden

 

#startup #femalefounder #climatetech #wald #climateaction

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich bin Mitgründerin von Pina Earth, einem ClimateTech Startup aus München. Wir quantifizieren und entlohnen nachhaltige Forstwirtschaft in Deutschland und bald ganz Europa. Meine Rolle als CEO umfasst diverse Bereiche wie Strategie, Finanzen, HR und Vertrieb.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Das Center for Digital Technology & Management (CDTM) in München hat eine zentrale Rolle auf meinem bisherigen Weg gespielt. Dort war ich, parallel zu meiner Promotion, vier Jahre Teil des Management Teams. Meine Rolle war teils strategisch, teils operativ, sehr abwechslungsreich und herausfordernd. Am CDTM war ich täglich von unglaublich inspirierenden, ambitionierten und aufgeschlossenen Menschen umgeben. Dort lernte ich auch meine späteren Mitgründer kennen.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Ich hatte keinen konkreten „Aha“ Moment, auf den ich zeigen könnte. Nicht auf materielle Dinge zu optimieren, wurde mir von meinen Eltern bereits vorgelebt. Im Studium entschied ich mich bewusst, mehr über unsere Erde zu lernen und wie unser Alltag mit ihr verknüpft ist und sie beeinflusst. Daher habe ich im Studium nachhaltige Landwirtschaft, Wasser- und Erdbodenmanagement als Schwerpunkte gewählt. Seitdem beschäftige ich mich mit dem Einfluss unserer Ernährung auf das Klima (Doktorarbeit) und jetzt in der Gründung mit dem Thema Klimawandel und (Wirtschafts)wälder.

Bei Pina Earth dreht sich alles um unsere Wälder. Leider leiden diese bereits jetzt stark unter dem Klimawandel. In den vergangenen 4 Jahren (seit 2018) haben wir 500.000 Hektar Wald in Deutschland verloren, was ca. 5% der deutschen Waldfläche entspricht. Wichtig ist es jetzt, unsere Wälder auf den Klimawandel vorzubereiten, um weitere Ausfälle zu vermeiden. Dazu müssen wir von Monokulturen wegkommen. Maßnahmen wie das Pflanzen von klimaresilienten Baumarten, mehr Biodiversität und strukturelle Diversität mindern das Klimarisiko. Diese Maßnahmen lassen sich unter dem Begriff „Waldumbau“ zusammenfassen. Immer mehr Unternehmen suchen zudem nach Möglichkeiten in regionale Klimaschutzprojekte zu investieren. Pina Earth hilft Waldbesitzenden bei der Finanzierung von Waldumbaumaßnahmen durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten. Ein Zertifikat steht dabei für eine Tonne zusätzlich gespeichertes CO2. Pina Earth ist dabei verantwortlich für die Quantifizierung, Dokumentation und Überwachung der Waldklimaschutzprojekte.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Unser Ziel ist es, Wälder in ganz Deutschland klimaresilient zu machen. Was dabei herausfordernd für unser Geschäftsmodell ist, ist der Klimawandel selbst. Borkenkäfer, Stürme und Waldbrände stellen eine Gefahr für unsere Projekte dar, da sie den CO2-Speicher umkehren und CO2-Zertifikate zerstören können. Wir begegnen dieser Gefahr, indem wir konservative Annahmen bei der Berechnung der CO2-Speicherkapazität treffen und zusätzlich Risikoreserven für jedes Projekt bilden.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Für Pina Earth ist Nachhaltigkeit das zentrale Ziel, der Existenzgrund des Unternehmens. Wälder sind mehr als ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Sie sind wesentliche Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Unser Ziel ist es unsere Wälder klimaresilient zu machen und so zu zusätzlicher CO2-Speicherung und der Vermeidung von Emissionen beizutragen. Dadurch schützen wir lokale Ökosysteme und tragen zu den globalen Klimazielen bei.

Was war der Auslöser für die Gründung?

Der Auslöser war für mich die Frage nach der Effektivität meiner Arbeit. Wie kann ich meine ca. 80,000 Stunden, die einer Karriere entsprechen, bestmöglich einsetzen, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten? Eine Möglichkeit, viel zu bewirken, ist es in die Politik zu gehen. Eine zweite Möglichkeit ist Unternehmertum. Die Gründung ist der für mich persönlich passendste Weg, meine Fähigkeiten einzusetzen und durch ein skalierbares, digitales Produkt und Geschäftsmodell möglichst viel Impact mit meiner Arbeit zu generieren.

Was waren die größten Hürden und wie hast Du diese gemeistert?

Eine große Hürde am Anfang einer Gründung ist die Finanzierung. Wie schafft man es die ersten Schritte zu gehen? Mein Kredo ist dabei möglichst viele Chance wahrzunehmen, es einfach zu probieren. Man weiß nie sicher, was davon funktionieren wird, denn es ist immer auch ein Stück Glück im Spiel, das man nicht vollends steuern kann. Wir haben schlussendlich staatliche Fördermittel (EXIST Gründungsstipendium) erhalten und wurden bei dem US-Amerikanischen Accelerator Y Combinator aufgenommen. Bei einer Aufnahmequote von ca. 2% hätten wir damit nicht gerechnet. Wenn wir es aber wegen der geringen Chancen nicht probiert hätten, wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Einfach machen und weniger auf den richtigen Moment warten oder bis man sich bereit fühlt. Man wird erstaunlich spät aufgehalten, wenn man es einfach versucht ;)

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Ich versuche mich bei allem an das einfache Mantra – reduce, reuse, recycle, (buy sustainable) – zu halten. So frage ich mich zuerst, ob ich etwas wirklich brauche. Ich kaufe zudem z.B. nur gebrauchte Kleidung und Möbel. Wenn es etwas neu Produziertes sein muss, z.B. bei Verbrauchsgegenständen, dann achte ich darauf eine nachhaltige Alternative zu wählen. Ich habe Glück und kann mit dem Fahrrad in unser Büro in München fahren. Ich besaß noch nie ein Auto und plane auch keins zu besitzen. Im Winter fahre ich mit dem ÖPNV. Alle Teamevents bei Pina Earth gestalten wir vegetarisch und nutzen Milchalternativen für unseren Kaffee im Büro. Für Geschäftsreisen nutzen wir die Bahn. Ich hoffe das es hier bald noch mehr Nachtzugangebote gibt.

Was treibt Dich an?

In meinem Beruf jeden Tag mein Bestes zu geben, um unseren Klimazielen näher zu kommen. Und dabei nicht allein zu sein.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

Erderwärmung bei 1,5°C gestoppt, Wälder in ganz Europa in stabilem Zustand, Umweltauswirkungen weltweit eingepreist.

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability