• Dr. Andrea Berglehner

    Dr. Andrea Berglehner

    Leitung Zertifizierungsstelle OmniCert Umweltgutachter GmbH

    Neu in:Corporate Responsibility
    Nachhaltigkeit ist kein Thema, das irgendwann weggeht. Nachhaltigkeit ist eine Lebenseinstellung und so auch eine Unternehmenseinstellung.

"Nachhaltigkeit in Unternehmen muss vom Gesetzgeber stärker eingefordert werden."


Dr. Andrea Berglehner

 

Person

Leitung der Zertifizierungsstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, OmniCert Umweltgutachter GmbH

Jahrgang: 1981 | Geschäftssitz: Bad Abbach

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  • seit 04/2020 Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
    Lehraufträge an der Fakultät Umweltingenieurwesen
  • seit 01/2014 OmniCert Umweltgutachter GmbH, Bad Abbach
    Leiterin der Zertifizierungsstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Mitarbeiterin der Zertifizierungsstelle für Energie, Auditierung nach cradle to cradle certified™ Produkt Standard, Projektbetreuung
  • 2010 – 2016 Wissenschaftlerin in der alternativen Legehennenhaltung (Promotion), TU München
  • 2010 – 2014 Studium der Angewandten Umweltwissenschaften (Diplom Umweltwissenschaftlerin), Universität Koblenz-Landau
  • 2003 - 2009 Studium der Biologie (Diplom Biologin), Universität Regensburg, Justus-Liebig Universität Gießen und Julius-Maximilians-Universität Würzburg
 

THEMEN

Auditierung und Zertifizierung von Managementsystemen | Nachhaltigkeitsberichterstattung | Corporate Social Responsibility | cradle to cradle | Beratung zu CSR, cradle to cradle, Managementsysteme

 

Einsatzgebiete

Gast bei Diskussionsrunden | Speakerin | Workshop-Begleitung

 

#Nachhaltigkeit #CSR #Klimaschutz #Kreislaufwirtschaft #SDGs #Managementsysteme #Berichterstattung

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich bin Leiterin der Zertifizierungsstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der OmniCert Umweltgutachter GmbH in Bad Abbach. In dieser Funktion kümmere ich mich um den kontinuierlichen Ausbau unserer Dienstleistungen für unsere Kunden. Ziel ist es, unsere Kunden optimal in ihrer Weiterentwicklung im Bereich Nachhaltigkeit zu unterstützen und Verbesserung sowohl der Managementsysteme als auch der gesamten Leistung der Organisation zu fördern. Weiterhin auditiere ich Produkte nach cradle to cradle certified™ Produkt Standard und arbeite an diversen Studien und Publikationen mit. Zudem lehre ich an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf an der Fakultät für Umweltingenieurwesen unter anderem zu den Themen „Managementsysteme in der Praxis“ oder „Nachhaltiges Wirtschaften“.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Mit viel Durchhaltevermögen! Aber auch durch die Unterstützung wichtiger Schlüsselpersonen, Vorbilder oder Mentorinnen und Mentoren. Letztere haben mir etwas zugetraut und mich deshalb immer wieder herausgefordert. Das hat mich zusätzlich angespornt und tut es heute noch. Das offene Feedback, die Anleitung und Entwicklungsmöglichkeiten schätze ich sehr und nehme ich gerne an.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Ja, im Prinzip schon immer. Auf dem Land bin ich mit Selbstversorgung und regionalem Einkaufen groß geworden. In die Schule oder Uni mit Bus oder Bahn zu fahren, war ganz normal. Studium und Promotion finanzierte ich unter anderem über einen Nebenjob im Mode-Einzelhandel. Dort konnte ich die Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit direkt mitverfolgen; ebenfalls die Herausforderung der Kommunikation bezüglich Nachhaltigkeitsthemen aus der
Managementebene in die Filialen und nach extern. Für mich kam nie etwas anderes in Frage.

Ich würde sagen eine fundierte Nachhaltigkeitsberichterstattung. „Tue Gutes und sprich darüber“ – jedoch ungeschönt und ohne Greenwashing, sondern ehrlich. Wichtig ist, dass Unternehmen Kennzahlen sprechen lassen, die über sorgfältig ausgewählte, ziel-orientierte Maßnahmen generiert werden. Berichtet beispielsweise ein Unternehmen nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex, bietet es sich an, die berichtete Datenbasis strategisch mit Hilfe eines Managementsystems zu erheben, wie z.B. das European Management and Audit Scheme (EMAS) eines ist. Dazu gibt es eine spannende Studie des Umweltgutachterausschusses, an der ich mitgearbeitet habe.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Nachhaltigkeit per se in Unternehmen wird (noch) nicht genug gesetzlich gefordert. Deshalb ist die Menge an Unternehmen, die eine nachhaltige Unternehmensführung anstreben und leben (noch) überschaubar. Im Bereich der Managementsysteme ist es eine Herausforderung, pragmatische Lösungen für die Normanforderungen an Unternehmen anzubieten. Theoretisch geschaffene Konstrukte sind oft bürokratisch und wenig nachhaltig – sie bringen Unternehmen nicht weiter. Wir raten daher in den Normanforderungen, die eigenen Prozesse und Arbeitsweisen zu spiegeln und dann aus dem Audit zu lernen und darauf aufzubauen. Der so generierte Mehrwert ist enorm.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Indem wir weiter zertifizieren und Unternehmen dazu befähigen, das „WIE“ ihres Wirtschaftens zu verbessern oder: Wert zu schaffen und sauber zu berichten. Dabei ist es egal ob dies in Bezug auf Qualität, Umwelt, Energie, Klimaschutz, Arbeitsschutz oder Soziales geschieht. Das Systemische – also die Prozessseite - decken Managementsysteme wie EMAS oder ISO 14001, ISO 50001, ISO 9001 ab. Die Berichterstattung ist bei EMAS inkludiert oder man bedient sich angesehener Berichtsstandards wie dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex oder der Global Reporting Initiative. Der Abgleich mit den Sustainable Development Goals (kurz: SDGs) kann über den SDG Action Manager des B Lab und UN Global Compact geschehen. Das „Zuckerl“ obendrauf – neben dem „Wie“ ist das „Was“: Was wird produziert? Auch dies will gut durchdacht sein, denn Ressorceneffizienz und Kreislaufführung spielen eine immer größere Rolle. Umsetzbar ist dies z.B. mit Hilfe der cradle to cradle Prinzipien und optional einer Zertifizierung nach cradle to cradle certified™ Produkt Standard.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Seid anspruchsvoll und hinterfragt! Ihr beweist durch und mit Fridays for Future, dass Ihr die Bedeutung des Klimaschutz verstanden habt. Ob Ihr lernt, studiert oder arbeitet: hinterfragt wertschätzend und seid anspruchsvoll in Hinblick auf die Leistung der Schule, Hochschule oder des Arbeitgebers für den Klimaschutz und das Gemeinwohl. Ihr könnt Wertvolles schaffen für Eure und folgende Generationen. Geht als Vorbilder weiter voran.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Obwohl wir im Jahr ca. 2000 Gutachten erstellen, arbeiten wir bei OmniCert so gut wie papierlos. Dies erleichtert meine Arbeit von zu Hause aus. Mein Arbeitsweg machte einen großen Anteil meiner Emissionen aus. Dies konnte ich durch 95 % Homeoffice seit 2016 ändern. Zu Hause bewirtschaften wir einen kleinen Gemüse- und Obstgarten, um uns - soweit möglich - selbst zu versorgen; auch ein paar Hühner haben wir. Blumen, Sträucher und Bäume wählen wir sorgfältig, wir mähen wenig und sorgen für diversen Lebensraum. Fleisch kaufen wir - wenn überhaupt - nur beim Metzger und wir beziehen Strom zu 100 % aus Erneuerbaren Energien. Mein nächstes Ziel ist auf E-Mobilität umzusteigen und das Haus flächendeckend mit Photovoltaik auszustatten.

Was treibt Dich an?

In erster Linie, die Welt ein bisschen besser zu machen - über die Hebel, die ich habe – sei es in der Zertifizierung von Managementsystemen, in der Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten oder als Dozentin an einer Hochschule. Aber viel mehr noch treibt mich der Wunsch an, meiner Tochter ein gutes Beispiel zu sein, gut mit unserer Umwelt umzugehen und etwas Wertvolles zu schaffen und vor allem zu bewahren.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

Deutsche Unternehmen produzieren positiven Fußabdruck.

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability