• Angela Balatoni

    Angela Balatoni

    Geschäftsführerin der Allergy Friendly Buildings Alliance GmbH (AFBA)

    Bauen / WohnenGesundheit
    Manage to health – lasst uns die Gebäude verbessern.

Allergikerfreundliche Räume müssen fester Bestandteil von nachhaltigem Bauen werden.


Angela Balatoni

 

Person

Geschäftsführerin der Allergy Friendly Buildings Alliance GmbH

Jahrgang: 1980 | Geschäftssitz: Berlin

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06/2020 – aktuell 
Geschäftsführerin, Allergy Friendly Buildings Alliance GmbH
Prozessplanung an der Schnittstelle zur Hochschulmedizin und Unterstützung der Bauentwickler bei der Erlangung des ECARF-Siegels für Allergikerfreundliches Bauen.

06/2013 – 11/2022 
Geschäftsführerin, Acon One GmbH
Betreuung von professionellen Immobilien-Investoren mit unterschiedlichsten Ausrichtungen hinsichtlich Investmentstrategie und Nutzungsart. 

01/2011 – 05/2014
Senior Partner Manager, we.CONECT Global Leaders GmbH, B2B Partnermanagement econique summits GmbH & Co. KG

 

THEMEN

Das allergikerfreundliche Bauen und Sanieren von Gebäuden und Quartieren und alles, was in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen kann, ist mein Schwerpunktthema.

 

Einsatzgebiete

Gast bei Diskussionsrunden | Speakerin | Moderatorin | Workshop-Begleitung

 

#allergyfriendly #bauen #sanieren #allergie #allergikerfeundlich #gebäude #quartiere

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich möchte für die Allergy Friendly Buildings Alliance (AFBA) dafür sorgen, dass das Thema Allergien nicht mehr nur trivialisiert, sondern ernst genommen wird. 90 Prozent der Zeit verbringt der Mensch in Gebäuden. Gerade auch am Arbeitsplatz sorgen Allergien für Leistungsminderungen und Fehlzeiten, fügen also dem unternehmerischen Erfolg schweren Schaden zu. Wenn wir Allergien vom Gebäude her denken, bauen und sanieren wir ab sofort allergikerfreundlich. Zusammen mit der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) haben wir ein weltweit einzigartiges Verfahren entwickelt, die Allergieauslöser in Gebäuden zu minimieren. Das einmalige medizinische Siegel weist die Quartier und Gebäude als allergikerfreundlich aus.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Ich komme aus der Immobilienbranche. Mein Mann hat mit 50 von heute auf morgen eine Allergie bekommen. Diese neue Erkrankung stellte uns alle vor Herausforderungen. Auch Fragen, wie mit welche Wandfarbe sind unsere Wände gestrichen, welchen Kleber haben wir für die Fußböden benutzt und mit welchen Reinigungsmitteln arbeiten wir, wurden gestellt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass solche Dinge Auswirkungen auf seiner Allergie und – noch viel schlimmer – auf uns alle auch ohne Allergien haben. Ich fing an, vieles zu hinterfragen und machte mich an die Arbeit, all das sichtbar zu machen.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Wir haben drei Kinder, die immer mit der Zeit gehen. Sie halten mich, auch was Nachhaltigkeit betrifft, gut auf trapp. Sie machen mir aber auch bewusster, dass es auch in meiner Verantwortung liegt, wie viel Erde wir unseren Kindern überlassen und mit welchen Problemen. Daher ist mir das Thema schon in den letzten 16 Jahren sehr wichtig!

Das ist der springende Punkt. Neben uns denkt fast niemand daran, die Allergien so ernst zu nehmen, dass wir sie aus den Innenräumen heraushalten. Wir sind weltweite Vorreiter mit unserem medizinischen Siegel. Das verstehen hierzulande immer mehr Projektentwickler und Bauherren. Wir prüfen Baumaterialien, Farben, Lüftungs- und Außenanlagen und sorgen so dafür, dass die Immobilien unserem Motto folgt: manage to health.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Das spannende ist, dass wir in punkto Nachhaltigkeit an kaum eine Grenze stoßen. Wir sind die Schnittstelle zwischen Bauindustrie und Medizin. Unser Partner, die Europäische Stiftung für Allergieforschung, untersucht die beim Bau oder der Sanierung verwendeten Materialien und macht Vorschläge, was ggf. besser geeignet, weil allergikerfreundlich, ist. Wir beraten und optimieren darüber hinaus auch die Facility-Management-Dienstleister in der Reinigung und Wartung der Gebäude. Zudem bieten wir den Unternehmen, die später in das Gebäude oder Quartier einziehen, Beratung zur Ausstattung der Innenräume an.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Schätzungen gehen davon aus, dass durch Allergien vermeidbare Kosten 150 Milliarden Euro jährlich betragen. Wenn es uns gelingt, die Allergieauslöser zu minimieren, dann ist das ein großer Gewinn für die Nachhaltigkeit. 100 Millionen Fehltage lassen sich jährlich in Schulen und im Beruf auf Allergien zurückführen. Wenn wir hier aktiv werden, machen wir den Betroffenen, und nicht nur denen, das Leben leichter.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Ich bin begeistert davon, wie gerade die junge Generation mit dem Thema Nachhaltigkeit umgeht. Bei all diesen Themen, so erlebe ich das, sind junge Menschen empfänglich und offen. Sie hören zu, lehnen nicht sofort und kategorisch ab und lassen sich, wenn die Argumente stimmig sind, auch überzeugen. Dass wir mit der Allergy Friendly Buildings Alliance nur Gutes im Sinn haben, versteht auch die junge Generation. Denn auch hier gehört das Thema Allergien leider zum Alltag. Kinder mit unbehandeltem allergischen Schnupfen fallen in der Schule mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent um eine Note ab. 40 Prozent der 20 bis 40-Jährigen leiden unter Atemwegserkrankungen. Kinder und Jugendliche wissen, wovon wir reden. Ich kann die nachwachsende Generation nur ermuntern, auch hier mit und selbst aktiv zu werden. Allergien sind nicht unüberwindbar, im Gegenteil: sie können bekämpft werden. Ein gesundes Wohn- und Lernumfeld minimiert die Allergieauslöser. Wir sollten dafür sorgen, dass das in Deutschland ein Standard wird, wenn Gebäudeprojekte wie Schulen und Kitas geplant werden.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Ich versuche bei der Arbeit, aber auch im privaten Umfeld der Familie, so umweltschonend wie möglich zu agieren, das, denke ich, bin ich auch meinen Kindern schuldig. Wenn es nicht sein muss, bleibt das Auto stehen, die Heizung muss nicht über den ganzen Winter auf Hochtouren laufen und Lichter, die unnötig eingeschaltet sind, werden konsequent ausgeschaltet. Selbstverständlich achte ich auch darauf, so wenig Allergiebelastung wie möglich zu erfahren. Das fängt bei Waschmitteln und Körperpflegeprodukten an und hört auch nicht bei Zusatzstoffen im Essen und Blumen bzw. Pflanzen auf. Wenn wir darauf achten, womit wir uns umgeben, können wir viele Allergiekontakte vermeiden. Es ist nicht schwer, man muss es nur tun. Natürlich hinterfrage ich auch viele Themen und Unternehmen, die vorgeben nachhaltig zu sein. Greenwashing ist ein großes Thema!

Was treibt Dich an?

Wir haben in der Familie mit Allergien zu kämpfen gehabt. Anfangs war uns gar nicht bewusst, wodurch die gesundheitlichen Probleme ausgelöst worden sind. Als wir es begriffen und die Dinge weitergedacht haben, ist mir klar geworden, welche Potenziale in einer allergikerfreundlichen Umgebung stecken. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass das in all seiner Konsequenz noch niemand bedacht hatte. Es treibt mich seitdem an, die Allergieauslöser aufzuspüren und zu verbannen oder sie mindestens so weit wie möglich zu minimieren. Wir stehen hier erst ganz am Anfang.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

In einem ersten Schritt würde ich mich schon über die Überschrift: „Allergien auf dem Rückzug“ freuen. Im zweiten Schritt wäre die Headline „Allergikerfreundliches Bauen gehört in Deutschland zum Standard“ ein großartige News.

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability