Geschäftsführerin der TEMMA Bio Märkte GmbH
Geschäftsführerin der TEMMA Bio Märkte GmbH
Jahrgang: 1975 | Geschäftssitz: Köln
Nach der Ausbildung zur Diplomkauffrau steigt Christiane Speck in den Lebensmittelhandel und bei der Rewe Group ein. Nach Stationen im Controlling und der Gebietsleitung, übernimmt sie zunächst die Bereichsleitung Strategie bei der Rewe Markt GmbH und entwickelt später als Bereichsleiterin für Innovative Konzepte unter anderem „TEMMA - den Bio-Genuss-Markt“ und übernimmt zwei der TEMMA Märkte schließlich als selbst als Geschäftsführerin.
Biologische Lebensmittel - Bio-Supermarkt | Regionalität - regionale Belieferungsstrukturen – Allianzen schmieden | Selbständigkeit – Management-Buy-out | Frauen in Führungspositionen
Gast bei Diskussionsrunden | Workshop-Begleitung
#Bio #Lebensmittel #Lebensmittelbranche #Handel
Christiane Speck ist in Hessen auf dem Land groß geworden. Als Kind war sie bei Schlachtungen dabei, an der Markise hingen schon mal tote Kaninchen, Gemüse und Obst kamen aus dem Familien-Garten. Als Studentin träumt sie von der Selbstständigkeit in der Lebensmittelbranche. Dann kommt es anders und Christiane Speck macht erst mal Karriere in einem Lebensmittel-Großkonzern. 2017 bekommt sie die Chance ihres Lebens. Die bedeutet aber auch: Raus aus der Sicherheit, rein ins Risiko. Christiane Speck entscheidet sich fürs Risiko.
Dass Christiane Speck mir vorgestellt wurde, ist ein riesiges Glück. Übriges initiiert durch FUTUREWOMAN Simone Fuhs. Ich teile so Vieles mit Christiane: Die Liebe zum Essen, den Humor, die Liebe zum Leben. Wir haben uns noch gar nicht so oft getroffen im Leben. Aber es passt jedes Mal wie Pott auf Deckel. Als wir uns jetzt zu diesem FUTUREWOMAN Interview treffen, verstehe ich zum ersten Mal, wie unkonventionell Christiane als Arbeitnehmerin gewesen ist.
Man muss sich das mal vorstellen: 2008 arbeitet Christiane Speck schon einige Jahre bei der Rewe Group, als sie den Auftrag bekommt, den damaligen Bio-Laden der Rewe Group "Vierlinden" abzuwickeln, weil's nicht läuft. Anstatt den Auftrag einfach umzusetzen, setzt Christiane Speck sich mit einer Freundin zusammen, die auch im Unternehmen arbeitet und die beiden fragen sich: Wie müsste denn so ein Biomarkt aussehen, in den wir auch gerne gehen würden?
Ein paar Flaschen Wein und gute Kontakte zu Grafikern sind nötig, um das Konzept für etwas Neues, für TEMMA entstehen zu lassen. Mit diesem Konzept gehen Christiane Speck und ihre Freundin zum Vorstand. Vermeintlich lässig sagen sie: "Wir sollen hier den Plan zur Abwicklung vorlegen. Wir möchten Ihnen aber vorher etwas anderes zeigen." "Wir waren größenwahnsinnig“, sagt Christiane Speck heute.
Mit ihrer motivierten Art überzeugen die beiden den Vorstand und bekommen den Freiraum und das Budget, das Konzept zur Marktreife zu bringen. Aus dem Arbeitstitel "Tante Emma meets Urban Lifestyle" wird die Kurzvariante TEMMA. Im Laden darf sogar Holzboden verlegt werden. Das gab's noch nie. Aber Christiane Speck will es so und bekommt das nötige Vertrauen und den Freiraum.
Am Abend vor der Eröffnung kommt der gesamte Vorstand zur Einweihungsfeier. Alle sind begeistert. Am nächsten Tag um 7 Uhr geht der reguläre Betrieb los. Um 9 Uhr ruft der damalige Vorstandsvorsitzende der Rewe Group, Alain Caparros, an und fragt nach dem Umsatz. Christiane Speck bringt es nicht übers Herz zu sagen: Null Euro. Sie behauptet 50 Euro und zieht schnell ein paar Weinflaschen über den Scanner, die sie selbst bezahlt.
… muss Christiane Speck zu den Menschen gehen. Als einfach kein Kunde den Laden betritt, stiefelt sie raus und lädt die Menschen persönlich ein. Es ist mühsam, man könnte auch sagen hart. Aber das ist ihr egal. Es dauert einige Wochen, bis es besser wird. Aber die ersten Kunden, bleiben Kunden. Und sie erzählen von TEMMA.
9 TEMMA Filialen gibt es 2017 in ganz Deutschland. Dann will Rewe sich von Temma verabschieden. Das ist die Chance, auf die Christiane Speck unbewusst gewartet hat. Sie übernimmt die beiden Kölner Filialen. TEMMA war immer ihr Baby, jetzt darf sie den weiteren Lebenslauf völlig autark gestalten.
Es soll noch mehr Tante Emma Feeling geben. Mehr Quatschen, mehr Probieren, noch mehr aus der Region. Das Thema Verpackungen treibt Christiane Speck um. Bei Obst und Gemüse gibt es ohnehin schon wenig davon. Aber jetzt denkt sie auch über Systeme nach, bei denen Kunden ihre eigenen Verpackungen mitbringen könne. Das Thema sei aber komplizierter, als mancher denke.
Gute Qualität, wissen, wo Essen herkommt, ein bisschen mehr ehrliche Stulle statt Chia Overnight Oat. Christiane Speck ist überzeugt davon, dass wir uns rückwärts bewegen müssen. Bio, natürliche Lebensmittel, waren früher vollkommen normal. Da geht der Trend wieder hin.
Christiane Speck genießt das Gefühl angekommen zu sein. Alles habe seine Zeit. "Rumreisen war früher. Jetzt will ich hier in meiner Wahlheimat etwas bewirken."