• Christine Schneider

    Christine Schneider

    Senior Manager Global Sustainability, Laundry & Home Care, bei Henkel

    Wirtschaft
    Pack die Probleme bei der Wurzel und setze dort an, wo sie entstehen. Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen.

"Kund*innen, Handelspartner und Verbände verlangen immer mehr Transparenz. Und das ist gut so."


Christine Schneider

 

Person

Senior Manager Global Sustainability, Laundry & Home Care, bei Henkel

Jahrgang: 1962 | Geschäftssitz: Düsseldorf

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Seit 2003 hat Christine Schneider bei der Henkel AG bereits in verschiedenen Positionen in den Bereichen Stakeholder Dialog und Reporting sowie Produktverantwortung gearbeitet und wechselte dann 2010 in den Unternehmensbereich Wasch- und Reinigungsmittel, wo sie maßgeblich zum ganzheitlichen Henkel-Sustainability#Master®, einem Tool zur Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten und Prozessen, beigetragen hat.

Heute liegen ihre Schwerpunkte zum einen bei der nachhaltigen Beschaffung von nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel Palmöl, zum anderen bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsprofilen für Produktinnovationen. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind dabei beispielsweise Life Cycle Assessments sowie die Entwicklung und Digitalisierung von Kennzahlen für die Fortschrittsmessung im Innovationsprozess.

Vor ihrer Tätigkeit bei Henkel war Christine Schneider Lead Auditorin und Umweltgutachterin bei einer der führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Nach einem Aufbaustudium an der ETH Zürich hat Christine Schneider zunächst als Research Assistant im Bereich Gewässerschutz gearbeitet. Christine Schneider ist Dipl.-Ing. Technischer Umweltschutz mit einem Abschluss an der TU Berlin und hat zuvor das Staatsexamen als MTA abgelegt.

 

THEMEN

Palm- und Palmkernöl | Verpackungen von Wasch- und Reinigungsmitteln | Nachhaltige Innovationen

 

Einsatzgebiete

Panels | Podiumsdiskussionen | (Podcast-) Interviews

 

#nachhaltigespalmöl #smallholderinclusion #nachhaltigelieferkette #innovationen #kreislaufwirtschaft

Christine Schneider – Futurewoman

Interview

Was genau machst Du beruflich im Bereich der Nachhaltigkeit?

Ich arbeite an den globalen Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmensbereichs Wasch- und Reinigungsmittel des Henkel-Konzerns. Ein starker Fokus liegt dabei auf der Umsetzung der Henkel-Palmposition und der Kooperation mit unserer niederländischen Partnerorganisation Solidaridad, mit der Henkel bisher mehrere Kleinbauernprojekte in den Erzeugerländern unterstützt hat.

Aktuell unterstütze ich ein Projekt zur Entwicklung eines digitalen Bewertungstools für nachhaltige Produktinnovationen. Steigende Transparenzanforderungen sowie Anfragen von Handelspartnern, Konsument*innen und Verbänden erfordern immer gezieltere Bereitstellung von Daten. Neu ist daran neben der Prüfung der Anschlussfähigkeit der Daten die Erfüllung zahlreicher zusätzlicher gesellschaftlicher und taxonomischer Anforderungen an die Berichterstattung, zum Beispiel die Recyclingfähigkeit von Verpackungen.

Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?

Ich bin bereits über mein Studium und später auch mein erstes Praktikum an das Thema Nachhaltigkeitsmanagement gekommen. Dabei hat mir neben Zufall und Glück vor allem mein Interesse für das breite Themenspektrum der Nachhaltigkeit geholfen.

Hat Nachhaltigkeit schon immer eine Rolle gespielt in Deinem Leben oder gab es den berühmten Change?

Ja, ich habe mich schon immer für Nachhaltigkeit interessiert. Insbesondere das Thema Gewässerschutz erweckt in mir Kindheitserinnerungen an umgekippte Seen, aber auch Erinnerungen an den damaligen Zustand des Rheins und die Algenblüte der Nordsee. Später habe ich mich dann an der ETH Zürich spezialisiert und beispielsweise untersucht, wie optische Aufheller aus der Papierindustrie in Gewässern photochemisch abgebaut werden. Dazu bin ich mit einem Boot und einer eigens entwickelten Messapparatur zur Eindringtiefe des Lichts auf dem Vierwaldstätter See gefahren und habe in verschiedenen Wassertiefen Proben genommen. Meine Ergebnisse konnten dann nutzbringend in der Industrie weiterverwendet werden.

Im Bereich Palm- und Palmkernöl geht es für uns vor allem darum, die Verfügbarkeit von zertifiziertem Öl zu erhöhen. Das bedeutet für uns auch, dass keine Wälder für den Anbau von Palmöl abgeholzt werden. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dass Kleinbauern und -bäuerinnen ihre Ernte ebenfalls als nachhaltig zertifizieren lassen können. Wenn der Zertifizierungsprozess beginnt, ist es für sie unmöglich, die Anforderungen direkt zu erfüllen und am System teilzunehmen. Durch gezielte Trainings in Zusammenarbeit mit der Entwicklungsorganisation Solidaridad wollen wir die Ertragsleistung von Kleinbauern und -bäuerinnen auf der bestehenden Fläche, ohne weitere Ausbreitung, steigern.

Im Bereich Verpackungen geht es vor allem darum, möglichst nachhaltige Verpackungsdesigns zu entwickeln – also Verpackungen, die einfach zu recyceln sind und einen hohen Rezyklatanteil haben. Auch Nachfüllstationen für Wasch- und Reinigungsmittel probieren wir aus.

An welchen Punkten stößt Du, stößt Dein Unternehmen oder Deine Branche an Grenzen in der Nachhaltigkeit und wie löst Ihr diese Herausforderung?

Es gibt in vielen Bereichen Grenzen. Recycling ist ein komplexer industrieller Verarbeitungsprozess, der technisch, logistisch und finanziell sehr herausfordernd sein kann. Vor allem geht das Ganze auch nicht ohne den Einsatz neuer Rohstoffe und Chemikalien vonstatten. Letztendlich ist die Entwicklung eines Recyclingmaterials kaum weniger anspruchsvoll als die eines „wirklich neuen“ Materials.

Beim Thema Verpackungen ist es zum Beispiel die Rezyklierbarkeit. Die meisten Materialien lassen sich leider nicht beliebig oft im Kreis führen, meistens wird ein kleiner Teil an nicht-rezykliertem Material benötigt, um die Materialeigenschaften konstant zu gewährleisten.

Beim Thema Palm- und Palmkernöl tragen nicht nur die Unternehmen, die das Palmöl beziehen, Verantwortung, sondern es spielen auch innerstaatliche Beziehungen eine wichtige Rolle. Vorgaben müssen vor Ort kontrolliert und umgesetzt werden. Beispielsweise gibt es trotz Verbot immer noch Brandrodungen, da es nicht genügend Kontrollen gibt.

Wie kann Deine Arbeit oder Deine Branche dazu beitragen, die Welt nachhaltiger zu machen?

Wir stellen immer nachhaltigere Produkte her, die es Verbrauchern und Verbraucherinnen ermöglichen, weniger Ressourcen zu verbrauchen – zum Beispiel, indem sie bei niedrigeren Temperaturen waschen. Auch beim Thema Verpackungen machen wir Fortschritte, setzen immer mehr recyceltes Material ein, informieren über korrektes Recycling und treiben eine echte Kreislaufwirtschaft voran.

Was möchtest Du jungen Menschen in Sachen Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben?

Es begeistert mich, wie sehr das Thema boomt und wie stark der Wunsch ist, sich beruflich und privat zu engagieren, allerdings gibt es nicht immer sofort schnelle Erfolge und Lösungen. Häufig wird eine Idee in der Nische geboren und funktioniert dort auch gut; oft werden aber anspruchsvollere Lösungen benötigt, die auch im großen Maßstab funktionieren. Hier gilt es, am Ball zu bleiben und nicht schnell aufzugeben. Viele Ideen scheitern zunächst daran, dass die Rahmenbedingungen noch nicht reif dafür sind. Niemand kann sich überall gleich gut auskennen. Bei entsprechendem Interesse an einem Spezialthema kann sich heute jede*r leicht das notwendige Fachwissen aneignen und zur Netzwerkerin oder zum Netzwerker weiterentwickeln.

Inspiriere uns – wie gestaltest Du Dein Arbeits- und Dein Privatleben umweltschonend?

Der Lockdown hat viele von uns (unfreiwillig) zu umweltschonenderen Menschen gemacht. Ich glaube, dass einige von den Verhaltensänderungen dauerhaft sein werden, insbesondere wenn es um Reisen und Mobilität geht.

Essensreste wegzuwerfen ist für mich ein Gräuel, daher orientiere ich mich schon lange nicht mehr an den aufgedruckten Haltbarkeitsdaten. Ich verwahre grundsätzlich trockenes Brot und verarbeite es weiter.

Glücklicherweise kann ich mit dem Fahrrad ins Büro fahren und bin somit eine begeisterte Punktesammlerin für das „Stadtradeln für ein gutes Klima“.

Darüber hinaus bin ich ein Heizmuffel: so wenig wie nötig und nur in den Räumen, wo ich mich stundenlang aufhalte. Außerdem versuche ich so kurz und nur so warm zu duschen wie nötig und unterstütze aktiv die „Wash cold“-Kampagne der Henkel-Waschmittel.

Was treibt Dich an?

Meine Familie im weiteren Sinn, meine Freunde, der Job und die Summe meiner Erfahrungen. Daneben eine ungeheure Dankbarkeit für alles, was ich bisher erlebt habe. Es macht Spaß zu sehen, wie man andere ebenfalls für eine gute Sache begeistern kann. In meinem privaten Umkreis werde ich häufiger zu Wäschepflege oder Fleckentfernung bei Textilien gefragt. Die Perwoll-Kampagne #rethinkfashion finde ich ebenfalls sehr zeitgemäß und topaktuell, selbst meine Töchter stöbern gern auf Flohmärkten und in Second-Hand-Läden nach schönen, alten, getragenen Klamotten zum Tauschen und Neukombinieren. Ich selbst versuche das Shoppen weitestgehend einzustellen, denn jedes Kleidungsstück kommt früher oder später wieder in Mode bei entsprechend guter Pflege.

Von welcher Positiv-Schlagzeile aus Deiner Branche zum Thema Umweltschutz träumst Du?

„Vollständige Säuberung der Weltmeere dank neuer Technologie.“

Futurewoman – Empowering Women in Sustainability